Glaubensleben stärken, Vielfalt erhaltenIm Pastoralen Raum Usedom/Anklam/Greifswald beginnt die Entwicklungsphase

Vertreter von Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens bekamen von Erzbischof Koch eine Kerze überreicht. Foto: Goritzka

Greifswalds Pfarrer Frank Hoffmann (l.) wurde zum Leiter des Pastoralen Raumes ernannt. Foto: Goritzka

Eng wurde es vorm Altar bei der Kerzenübergabe. Foto: Goritzka

Begegnungen: Erzbischof Koch im Seniorenzentrum Stella Maris Heringsdorf mit dem 91-jährigen Franz Brendel. Foto: Goritzka

Erzbischof Koch zu Besuch in der Greifswalder Kita St. Joseph. Foto: Goritzka

Auf dem Schlossberg in der Stadt Usedom steht es noch: Das 1928 errichtete Otto-Kreuz in Erinnerung an den heiligen Otto von Bamberg, der Pommern um 1128 missionierte. Eine Zeichnung dieses Kreuzes befindet sich auch auf den Gebetskärtchen des neuen Pastoralen Raumes Usedom-Anklam-Greifswald. Hauptamtliche und Ehrenamtliche, die den Beginn der Entwicklungsphase lange vorbereitet haben, hatten sich bewusst für dieses Kreuz entschieden.

Denn der heilige Otto ist immer noch präsent, wie auch Erzbischof Heiner Koch bei seiner Fahrt durch den neuen Pastoralen Raum im Dezember erfahren durfte: So begann sein Besuch in Gützkow. Die kleine katholische Kirche gehört bereits seit 1993 wieder zur Pfarrei Greifswald. In Gützkow begann der heilige Otto sein Wirken wie Ruhestandspfarrer Franz Niepel anschaulich berichtete. Rund 200 Kilometer legte Erzbischof Heiner Koch an seinem Besuchstag zur Eröffnung der Entwicklungsphase in Vorpommern zurück. Der Pastorale Raum Usedom/Anklam/Greifswald mit derzeit 4.800 Katholiken auf 2.330 Quadratkilometern ist bereits der zweite, der sich in Vorpommern bildet. Bereits im März 2016 starteten die Pfarreien Rügen, Stralsund und Demmin als Pastoraler Raum in die Entwicklungsphase.

Der heilige Otto auch heute präsent

Von Gützkow ging es weiter nach Wolgast, dem Tor zur Insel Usedom. Hier besuchte er die kleine katholische Kindertagesstätte und kam mit der Erzieherin und zukünftigen Leiterin Theresia Asmussen ins Gespräch. Sie ist gebürtige Wolgasterin und katholische Christin. Unter den derzeit 35 Kindern der Kita befänden sich jedoch nur drei katholische Kinder, wusste sie zu berichten. „Hier wird aber trotzdem der katholische Glaube gelebt“, unterstrich sie im Gespräch und meist würden sogar die Kinder ihren Eltern den Glauben erklären. „Die Generation der Ablehner ist vorbei. Jetzt sind es Skeptiker und Fragende“, ist sie überzeugt.

Auf der Insel Usedom steht vor allem die Tourismusseelsorge in den Sommermonaten im Vordergrund. Die Familienferien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz lag jetzt fast verschlafen da. Anders im Heringsdorfer Seniorenzentrum Stella Maris der Caritas-Altenhilfe: Der Seniorenverein „Leben im Alter“ lud gerade zu seiner Weihnachtsfeier ein: Raum für viele Gespräche mit den Senioren. Auch im Anklamer Regionalzentrum der Caritas stand großer Trubel bevor. Der lebendige Adventskalender sollte im Haus in der Friedländerstraße mit dem Begegnungstreff Wegwarte, dem Umsonst-Laden und dem Freiwilligenzentrum stattfinden.

Glaubensleben stärken

„Es ist erstaunlich, wie viel schon alleine hier passiert“, meinte dann auch Bischof Heiner Koch. „Ohne Zweifel sind Stralsund und Greifswald eine Art Hauptstädte in Vorpommern, auch aus katholischer Sicht. Aber im Umkreis passiert auch viel“, war er überzeugt und weiter: „Es ist begeisternd, wie verlässlich die sind, die da sind. Es kommt mir so vor, als ob sie sagen: Wir sind in Vorpommern viel besser, als das in Deutschland wahrgenommen wird. Wir lassen uns Vorpommern nicht kaputt machen.“ Dieses Glaubensleben innerhalb der Gesellschaft müsse unbedingt gestärkt werden, gerade jetzt nach den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und im Besonderen in der gemeinsamen Entwicklungsphase der Pfarreien Stella Maris auf der Insel Usedom, Salvator in Anklam und St. Joseph in Greifswald mit ihren Orten kirchlichen Lebens und der Caritas.

Hierzu wollen und sollen die Gemeinden gemeinsam Lösungen und Wege finden, um die Unterschiedlichkeiten der jeweiligen Orte zu erhalten und auch um die Distanzen im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern zu überwinden. „Wir müssen die Menschen miteinander in Verbindung bringen, auf Busse darf und kann man sich hier nicht verlassen“, war Gemeindereferentin Marion von Brechan überzeugt und der Anklamer Pfarrer Armin Kögler unterstrich: „Wir sollten die Gläubigen aber auch dazu befähigen, offen und doch fundiert über ihren eigenen Glauben zu sprechen.“ Diakon Martin Walter, der auf Rügen tätig ist und nun die Entwicklungsphase des neuen vorpommerschen Pastoralen Raumes als Moderator mit begleiten wird, fasste den Prozess zusammen: „Wir sollten von einer Kooperation der Gemeinden und nicht von einer Fusion sprechen. Die Eigenständigkeit der Laien muss gestärkt werden.“ Dies kann aber nur durch die Unterstützung der Hauptamtlichen und einem genauen Blick auf die ländliche Situation in Vorpommern gelingen.