Heute ist Karsamstag. Oder doch Ostersamstag?Hingehört Radio B2

Beide Bezeichnungen für den heutigen Tag sind geläufig. Und das macht deutlich, das dieser Tag heute eine merkwürdige „Zwischenstellung“ hat: nicht mehr ganz Karwoche, aber auch noch nicht Ostern. 

In der kirchlichen Tradition heißt der Karsamstag auch „Tag der Grabesruhe“. Karfreitag, gestern, das war der Höhepunkt des Dramas: Jesus stirbt am Kreuz. Geifernde Menschenmenge, die laut „Kreuzige ihn!“ schreit. Todesangst und Gottverlassenheit, die der Mann am Kreuz durchleidet. Höchste Anspannung. „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mt 27,46)

Das war gestern. Heute fällt alle Anspannung ab. Karsamstag, Tag der Erschöpfung. Die Menge hat sich zerstreut. Der Leichnam des Gekreuzigten ruht im Grab. Für die einen geht es weiter wie immer, und die anderen, die Jünger Jesu, wissen nicht wie es weitergehen soll. Denn sie können noch nicht wissen, dass auf den Karsamstag der Ostersonntag folgt. Also sind Sie wie gelähmt, und wissen nicht wohin.

Karsamstage gibt es wohl öfter in unserem Leben. Wenn alle Illusionen zerstört sind, alle Hoffnung gestorben scheint, wenn, wie in den Kirchen am Karsamstag, keine Kerze mehr brennt. Karsamstage sind unausweichlich. Sie wollen, nein sie müssen ausgehalten werden. Denn sie markieren einen Übergang. Und es gibt keine nahtlosen Übergänge. Tage der Depression besiegeln den Glauben an einen neuen Anfang. Ohne Karsamstag kein Ostersonntag.