Berlin (KNA) Kardinal Rainer Maria Woelki hat am Freitag eine von mehr als 2.800 Katholiken unterzeichnete "Petition" zur Reform des Erzbistums Berlin entgegengenommen. Ein Initiativkreis überreichte ihm die Unterschriften im Erzbischöflichen Ordinariat. Sie wurden seit vergangenem Herbst in Berlin, Brandenburg und Vorpommern gesammelt. Woelki hatte die Reform vor gut einem Jahr eingeleitet.
Die Petition wendet sich vor allem dagegen, die derzeit 105 Kirchengemeinden bis 2020 zu rund 30 Großpfarreien zusammenzulegen. Stattdessen plädieren die Unterzeichner für kooperierende Gemeinschaften von Pfarreien, die in ihrem gegenwärtigen kirchenrechtlichen und finanziellen Status verbleiben.
Woelki hatte dagegen bereits eingewandt, dass solche Pfarreiengemeinschaften mehr Verwaltungsaufwand mit sich brächten als die geplanten Großpfarreien.
In den neuen "pastoralen Räumen" solle vielfältiges Leben unterschiedlicher Gemeinden und Gemeinschaften wachsen. Dabei könnten die Gemeinden auch eigene finanzielle Mittel erhalten.
Der Kardinal dankte bei der Übergabe für das Engagement des Initiativkreises. Er sicherte ihm zu, dass die Anliegen in die Koordinierungsgremien der Reform eingebracht würden. Der Erzbischof betonte zugleich, es gehe auch um ein neues Verständnis kirchlichen Lebens, "einen geistlichen Weg". Schon jetzt seien viele Pfarrgemeinden, Schulen und Caritas-Einrichtungen dabei, Konzepte für ein gemeinsames Engagement zu entwerfen.
Als Vertreter der Initiativgruppe sagte der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, die Unterstützer der Petition teilten "die Sorge, wie trotz des zunehmenden Priestermangels die Pastoral im Erzbistum lebendig bleiben kann". Allerdings fragten sie sich, ob dies durch die Umstrukturierungen gelingen könne. Die meisten Katholiken erlebten die Kirche in ihren Gemeinden. Die bereits vor zehn Jahren erfolgten Gemeindefusionen hätten dazu geführt, dass das Erzbistum "nicht wenige Menschen dabei verloren" habe.
An dem Treffen nahm auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse teil, der ebenfalls dem ZdK angehört. Er erklärte, es gehe den Kritikern um eine andere Vorstellung über "Weg und Ergebnis" des Reformprozesses. Dieser müsse von den Erfordernissen der Gemeinden ausgehen, "nicht von der Zahl der zur Verfügung stehenden Priester".
Meyer sprach sich ebenfalls für einen "synodalen Gesprächsvorgang" aus, bei dem es nicht nur um Informationen über die geplanten Maßnahmen gehe.
Zugleich würdigte er die Veranstaltungen der Stabsstelle, von der die Reform koordiniert wird. Deren Leiter Markus Weber gab an, an den bisher 120 Diskussionen in den Gemeinden hätten sich mehr als 6.000 Katholiken beteiligt.
Die Petition tritt auch dafür ein, wegen des Priestermangels an Sonntagen Wortgottesdienste mit Kommunionspendung zuzulassen, die von Diakonen oder dazu beauftragten Laien geleitet werden. Dies hat Woelki "für den Einzelfall, befristet und standortbezogen" inzwischen gestattet.