Kardinal Woelki: Künstler sollen Bischöfe nicht alleine lassen

Berlin (KNA) Ihren traditionellen "Aschermittwoch der Künstler" haben die beiden großen Kirchen in Berlin gefeiert. In der Sankt-Matthäus-Kirche am Kulturforum rief Kardinal Rainer Maria Woelki die Künstler auf, sie sollten mit ihrer kreativen Kraft "auch die Bischöfe heute nicht alleine lassen".

Zwar begegne der autonome Künstler denen mit Skepsis und Vorsicht, die in seinem Werk "religiöse Inspiration und Berufung" sähen, räumte der Berliner Erzbischof ein. In der Erfahrung der Inspiration sei der Künstler jedoch dem Propheten verbunden, betonte er zugleich. "Genau wie dieser leidet er an einer oberflächlichen, entzauberten Welt, die die Leidenschaft für das Unfassbare, das Absolute, das Geheimnistiefe verloren hat."

In dem ökumenischen Gottesdienst zeichneten Woelki und der evangelische Bischof Markus Dröge mehreren hundert Teilnehmern das Aschekreuz als Symbol der Buße auf die Stirn. Unter ihnen war auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Musikalisch gestaltet wurde die Feier mit Musik von Daniel Oliver Moser zu Psalm 12 für Gesang, Klarinette, Viola, Violoncello und Orgel. Mit dem Gottesdienst wurde auch die Passionsausstellung "Es ist Raum#1" des Berliner Malers Markus Weis in der Sankt-Matthäus-Kirche eröffnet.

In der benachbarten Neuen Nationalgalerie hielt der Intendant des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, anschließend die traditionelle "Künstlerrede" des Empfangs. Er betonte, das Theater brauche "Partnerschaften mit anderen gesellschaftlichen Akteuren, die ähnlich fragen und Anderes wissen". Notwendig sei jedoch ein "Gerechtigkeit suchender Glaube". Er müsse "politische Sprengkraft und spirituelle Energie" vereinen, forderte Khuon unter Berufung auf den katholischen Theologen Johann Baptist Metz.

Die Tradition eines "Aschermittwochs der Künstler" wurde von der katholischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet und in vielen deutschen Bistümern aufgenommen. In Berlin ist er nach den Worten Dröges "zu einer festen ökumenischen Institution und einer guten Begegnung von Theologie und Kunst geworden".