Kirchen wollen mit neuem Kulturstaatssekretär eng kooperieren

Berlin (KNA) Die beiden großen Kirchen haben Tim Renner (49) zur bevorstehenden Ernennung zum Berliner Kulturstaatssekretär gratuliert. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) erwarte als "bedeutender Kulturträger" eine Fortsetzung der guten Zusammenarbeit mit dem Senat, sagte EKBO-Sprecher Volker Jastrzembski am Donnerstag.

Das Erzbistum Berlin wünschte dem designierten Staatssekretär "Gottes Segen für den Start auf einem der spannendsten Arbeitsplätze, den Berlin zu vergeben hat", so Bistumssprecher Stefan Förner. "Wir freuen uns auf eine enge Kooperation, gemeinsame Themen in Bereichen wie Religionsunterricht, religiöse Vielfalt und Kultur gibt es genug."

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte am selben Tag angekündigt, er werde Renner am kommenden Dienstag dem Senat zur Ernennung vorschlagen. Der Musikproduzent und Journalist wird dann Nachfolger von Andre Schmitz in dem Amt. Der Kulturstaatssekretär hat eine bedeutende politische Stellung, da es keinen Kultursenator gibt und Wowereit das Ressort rechtlich mit vertritt. Von Amts wegen ist der Kulturstaatssekretär auch für die Beziehungen zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften zuständig.

Renner gehört der SPD an, bekleidete bislang aber kein politisches Amt. Derzeit ist er Geschäftsführer des Musiklabels Motor Entertainment GmbH. Vor fünf Jahren ernannte die Popakademie Baden-Württemberg Renner zum Professor.

Schmitz trat vor einem Monat als Kulturstaatssekretär zurück, nachdem Vorwürfe wegen Steuerhinterziehung gegen ihn laut geworden waren. Deshalb kam es bislang nicht zu den geplanten Gesprächen zwischen Senat sowie Religionsgemeinschaften und Humanistischem Verband (HVD) über eine bessere Finanzierung ihrer Unterrichtsangebote an den öffentlichen Schulen.

In Berlin ist der Religionsunterricht im Unterschied zu den meisten anderen Bundesländern kein ordentliches Schulfach. Wie die Lebenskunde des HVD ist es ein zusätzliches Angebot neben dem Ethikpflichtfach. Das Land bezuschusst den nichtstaatlichen Werteunterricht jährlich mit knapp 50 Millionen Euro. Die Summe wurde seit 2002 jedoch nicht wesentlich fortgeschrieben. Nach Angaben des Erzbistums Berlin decken die Landeszuschüsse mittlerweile nur rund die Hälfte der Kosten des katholischen Religionsunterrichts. Derzeit besucht jeder dritte Berliner Schüler an allgemeinbildenden Schulen den Religionsunterricht und jeder sechste Humanistische Lebenskunde.