Acht ausgebildete systemische Berater kommen auf Wunsch in kirchliche Einrichtungen, um Veränderungsprozesse und Projekte zu begleiten, Konflikte lösen zu helfen oder Teams zu entwickeln. Im Interview der Sprecher der AG Kirchliche Organisationsberatung (KOB), Christopher Maaß.
Seit 1997 gibt es die Gemeindeberatung im Erzbistum Berlin, die mittlerweile Kirchliche Organisationsberatung heißt – kurz KOB. Allein im Jahr 2018 haben die Zweierteams knapp 40 Prozesse unterstützt, Tendenz steigend. Nur neuer Name oder auch neues Programm?
Die Gemeindeberatung gibt es seit 1997 und sie ist ein lang existierendes und erprobtes Unterstützungssystem für Pfarreien, Gemeinden, Orte kirchlichen Lebens, Kitas, Schulen – für alles, was im kirchlichen Kontext passiert: Teams in unterschiedlichen Einrichtungen, Pfarrgemeinderäte, Kirchenvorstände etc. Im Laufe der Zeit entstand eine Debatte darüber, was genau gehört eigentlich zur Gemeindeberatung – dieser Begriff ist sehr eng gefasst und beschreibt unser Angebot mittlerweile nicht mehr passgenau. Denn wir beraten neben Gemeinden auch andere Einrichtungen und Verbände im Erzbistum Berlin und wollen das mit unserem Namen nicht ausschließen. Wir sind für die gesamte Bandbreite kirchlicher Wirklichkeit da.
Was bieten Sie an, was gehört zum Portfolio?
Beratung gehört zu unserem Alltag. Auch Unternehmen und Organisationen lassen sich beraten, wenn sie neue Rahmenbedingungen bewältigen müssen, nach neuen Konzepten suchen oder in eine Krise geraten sind. Die Kirchliche Organisationsberatung unterstützt die Ressourcen und Entwicklungskräfte von Pfarrgemeinden und anderen kirchlichen Institutionen, indem sie kommunikative Prozesse gestaltet und begleitet. Dabei werden Pastoral vor Ort und Gemeindeleben analysiert und kritisch reflektiert. Gemeinsam erarbeiten wir Ziele für Gemeindeaufbau und Pastoral, planen Projekte, überprüfen Strukturen und Arbeitsabläufe und entwickeln sie weiter, helfen Konflikte zu lösen und Veränderungsprozesse zu bewältigen. Wir sorgen für Freiräume, damit Innovation entstehen kann, wir beraten und coachen Mitarbeiter. Kirchliche Organisationsberatung steht auch in der Entwicklung und Begleitung von Schutzkonzepten zur Verfügung, in der Umsetzung der Balanced Church Card, bei der Begleitung von Pastoralkonzepten; wir bieten aber auch Teamentwicklung an – das Portfolio ist breit gefächert.
In welchen konkreten Situationen werden Sie angefragt?
Das ist ganz unterschiedlich: Im Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ beispielsweise werden wir angefragt, um bei der Erstellung des Pastoralkonzeptes zu unterstützen – hier meine ich nicht inhaltliche Begleitung, sondern wir liefern das Knowhow: Wie geht man da ganz praktisch heran, welche Schrittfolge ist nötig? Wir werden aber auch angefragt in schwierigen Situationen, in denen es kompliziert erscheint im Prozess – das kann z.B. auch die Entwicklung es Patroziniums sein. Manchmal hat die zukünftige Pfarrei das Gefühl, diesen Prozess nicht allein gehen zu können aus Sorge vor Verwerfungen oder Streitigkeiten, da sind wir moderierend und klärend tätig. Kirchliche Organisationsberatung leistet im Wesentlichen also zwei Dinge: Unterstützung durch Strukturieren und Moderieren, damit das System vor Ort selbst zum Laufen kommt. Ziel ist, dass sich alle Betroffenen selbst aktiv am Geschehen und an den Diskussionen beteiligen – wir von der KOB kommen von außen dazu, helfen den Gruppen, neue Perspektiven zu entdecken und schaffen den nötigen Raum, Neubeginn zu gestalten und Kreativität freizusetzen.
Was ist bei der Begleitung der Erstellung von Pastoralkonzepten die besondere Herausforderung für die KOB aber auch für die Pfarrei?
Die Anforderung an die Pastoralkonzepte sind hoch: Sie sollen sich ableiten lassen aus der Wirklichkeit vor Ort. Das heißt, dass in jedem Pastoralkonzept die Wirklichkeit vor Ort sichtbar werden sollte. Jede Entscheidung einer neuen Pfarrei – ganz egal in welchem Bereich – muss sich am Pastoralkonzept messen lassen. Es sollte so geschrieben sein, dass sie die Situation ernst nehmen, daraus eine Vision entwickeln und schlussendlich konkrete Maßnahmen ableiten. Und klar ist: Keine Entscheidung einer neuen Pfarrei dürfte eigentlich ohne den Blick auf das Pastoral-konzept getroffen werden, es sollte sich immer daran orientieren. Das ist Herausforderung und Chance zugleich – alles wird auf den Prüfstand gestellt und genau in Blick genommen. Das sind teilweise herausfordernde und konfliktreiche Prozesse, denen Unterstützung von außen gut tun kann.
Unterstützt die KOB auch bei der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte in den Pastoralen Räumen?
Wir begleiten Pastorale Räume insgesamt bei der Kirchenentwicklung: bei einer ausführlichen Bestandsaufnahme der eigenen Situation, bei einer Innen-Analyse sowie einer Sozialraumerkundung und Analyse des sozialen Nahraums. Das ist der erste Schritt: Wir helfen, sich selbst zu verstehen, um daraus dann im zweiten Schritt eine Vision für die Zukunft der neuen Pfarrei zu entwickeln: Mit welcher Vision geht die Kirche vor Ort in die Zukunft, wie antwortet sie künftig auf die Anfragen der Menschen? Das ist eine zentrale Frage, die wir im Kirchenentwicklungsprozess vor Ort immer wieder
Kontakt
Kirchliche Organisationsberatung
Andreas Englert
Tel.: 0 30 / 3 26 84 -329
kob(ät)erzbistumberlin.de