Römisches Pantheon als VorbildBei Berlins Hedwigskathedrale plante Friedrich der Große mit

Berlin (KNA) Die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale gehört zu den wichtigen katholischen Gotteshäusern in Deutschland. Sie ist die Bischofskirche des Erzbistums Berlin mit jährlich über 200.000 Besuchern. Dort finden auch Gottesdienste aus staatlichen Anlässen statt, zuletzt vor der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags. Überdies ist sie ein bedeutender Ort der Kirchenmusik mit dem Hedwigschor, der auch als Konzertchor bekannt ist.

Geweiht wurde der Kuppelbau vor 240 Jahren, am 1. November 1773. Er gehört zu den wenigen erhaltenen Bauzeugnissen dieser Zeit in der Hauptstadt. Zusammen mit Humboldt-Universität, Staatsoper und Königlicher Bibliothek bildet die Kirche am Boulevard Unter den Linden das Ensemble des Forum Fridericianum. Mit den Planungen befasst waren Wenzeslaus von Knobelsdorff, Jean Laurent Legeay und Johann Boumann der Ältere.

Die Initiative dazu kam auch von Friedrich dem Großen. Anlass war die wachsende Zahl der Katholiken in Preußen durch den Ausbau der Armee und die Eroberung Schlesiens. Die Kirche ist nach der Patronin der neuen Provinz, der heiligen Hedwig von Schlesien (1147-1243), benannt. Zudem wollte der Preußenkönig durch den Kirchbau seine religiöse Toleranz unter Beweis stellen. Mitte des 18. Jahrhunderts war knapp jeder Zehnte der 110.000 Berliner katholisch. Öffentliche katholische Gottesdienste hatte es seit der Reformation in der Stadt nicht mehr gegeben; sie fanden allenfalls etwa in diplomatischen Vertretungen statt.

Friedrich nahm auch auf die Gestalt des Gotteshauses Einfluss. Es entstand nach dem Vorbild des römischen Pantheons aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Der Überlieferung nach beteiligte sich Friedrich an den ersten Skizzen für den Rundbau. Zudem stellte er das Grundstück und einen Teil des Baumaterials unentgeltlich zur Verfügung. Den größte Teil der Baukosten brachten indes europäische Katholiken vor allem in Italien, Spanien und Polen auf. Aus Spendenmangel stagnierten die Arbeiten zeitweise. Nach Vorwürfen, finanzielle Mittel seien falsch verwendet worden, sah sich die Kirchengemeinde genötigt, Einnahmen und Ausgaben detailliert zu veröffentlichen.

Seit der Weihe wurde die Kirche dreimal umgestaltet. Der stärkste Eingriff fand nach dem Zweiten Weltkrieg statt, in dem Bomben das Gotteshaus bis auf die Umfassungsmauern zerstörten. Bis 1963 baute der renommierte Düsseldorfer Architekt Hans Schwippert (1899-1973) es innen in modernen Formen wieder auf.

Eine architektonische Besonderheit ist eine rund acht Meter große Bodenöffnung, die Schwippert im Zentrum des Kirchenraums anlegte. Über eine Treppe ist damit die Unterkirche mit den Grabkapellen der Berliner Bischöfe sowie des seliggesprochenen Dompropstes Bernhard Lichtenberg (1875-1943) erreichbar. Das "Loch" war von Anfang an umstritten, unter anderem wegen seiner einschränkenden Konsequenzen für die Gestaltung der Gottesdienste. Bei der anstehenden Sanierung der Kathedrale stehen auch alternative architektonische Lösungen zur Debatte.