„Stolperstein“ für Pfarrer Bruno Schubert am 19. September 2013 in Brandenburg an der Havel

Pfarrer Bruno Schubert

Pfarrer Bruno Schubert

Am Donnerstag, den 19. September um 9.30 Uhr werden die ersten Stolpersteine im Rahmen des Kunstprojektes des Kölner Künstlers Gunter Demnig für Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Neben dem Stadtverordneten und Kaufmann Gustav Schernikau wird auch für den katholischen Pfarrer Bruno Schubert ein Stein in den Gehweg vor seinem letzten freiwilligen Wohnsitz gesetzt werden.

Um 9.30 Uhr wird der erste Stein am Katharinenkirchplatz 5 vor dem ehemaligen Wohnhaus von Gustav Schernikau eingelassen. Im Anschluss wird in der Neustädtischen Heidestraße 26 ein Stein für den katholischen Pfarrer Bruno Schubert verlegt. Die Verlegung wird Gunter Demnig persönlich vornehmen.

Die Stadtverordneten haben am 29. Februar 2012 beschlossen, das Projekt zu unterstützen. Von den ursprünglich geplanten vier Steinen sind nur zwei übrig geblieben. Auf Rat von Historikern verzichten wir auf eine erneute Ehrung von Gertrud Piter, der in der Stadt bereits vielfach gedacht wird. Auf Grundder unklaren Umstände seines Eintritts in ein Strafbataillon rieten Historiker außerdem von einer Ehrung des Künstlers Karl Lühnsdorf zum jetzigen Zeitpunkt ab. Zu seiner Person sind weitere Recherchen und Bewertungen der Ergebnisse notwendig.

Iniitiert wurden die Verlegungen von der bündnisgrünen Landtagsabgeordneten Marie Luise von Halem. Die Patenschaften für die Steine übernehmen der SPD Stadtverband und die Katholische Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit in Brandenburg an der Havel. Ohne die gute Zusammenarbeit mit der Museumspädagogin des Stadtmuseums, Frau  Gudrun Bauer, dem Mitarbeiter des Industriemuseums, Herrn Marius Krohn, der Gedenkstättenleiterin, Frau Sylvia de Pasquale, und bereits einige Jahre zurückliegenden Rechercheergebnissen von Brandenburger Schülerinnen und Schülern wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen. Ihnen gebührt unser herzlicher Dank!

Der Kölner Künstler Gunter Demnig rief 1997 das Projekt „Stolpersteine“ ins Leben, um Erinnerungssteine für Opfer des Nationalsozialismus auf den Gehwegen, vor deren letzten freiwilligen Wohnsitzen zu setzen. Gedacht werden soll dabei allen Opfern: Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, religiös Verfolgte, Homosexuelle und Euthanasieopfer. In über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas wurden bereits Steine verlegt. Im Land Brandenburg liegen bereits u.a. Stolpersteine in Potsdam, Cottbus, Eberswalde und Oranienburg.

Pfarrer Bruno Schubert

Pfarramt der katholischen Dreifaltigkeitskirche, Neustädtische Heidestraße 26, wurde am 30. März 1883 in Lissa in Posen geboren. Am 22. Juni 1907 erfolgte seine Priesterweihe in Breslau. Im Oktober 1914 war er Lazarettgeistlicher in Neustadt. Während des Ersten Weltkrieges im November 1916 diente er als Fahrer bei der Etappen-Inspektion III. Sedan. Nach dem Abschluss des Waffenstillstandes kehrte er in seine Heimatstadt Lissa zurück, wo er bei dem polnischen Aufstand bis März 1919 Lazarettseelsorge ausübte.

Anfang März 1919 wurde er Administrator in Ziegenhals. Seit dem 8.Oktober 1919 war Bruno Schubert Pfarrer der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde in Brandenburg. Am 26. Juli 1926 wurde der erste Brandenburger Krankentag unter seiner Leitung durchgeführt. Am 28. März 1932 wurde die Bonifatiuskirche in Belzig eingeweiht, für deren Bau sich Schubert sehr eingesetzt hatte.

In der Zeit des Nationalsozialismus sorgte sich Pfarrer Bruno Schubert als Seelsorger im Zuchthaus Brandenburg-Görden um die Gefangenen, insbesondere auch um seine geistlichen Mitbrüder. Weil er ihnen „über das Maß des Erlaubten hinaus“ Beistand, Lesestoff und Lebensmittel verschaffte, wurde er am 9. April 1937 durch die Geheime Staatspolizei verhaftet und im Polizeigefängnis am Alexanderplatz in Berlin in „Schutzhaft“ gehalten.

Am 6. Mai 1937, am Fest Christi Himmelfahrt, fand man Pfarrer Schubert, erhängt in der Zelle auf, noch ehe der Prozess eingeleitet worden war. Über die Umstände seines Todes gibt es keine sicheren Angaben. Sicher aber ist, dass sein Tod die Folge national-sozialistischer Gewalt war. Unter großer Beteiligung der Gemeinde und der Geistlichen beider Konfessionen wurde er am 12. Mai 1937 auf dem Neustädtischen Friedhof beigesetzt.

Gustav Schernikau

Katharinenkirchplatz 5, geb. am 10.07.1891, Kaufmann, später Angestellter beim Magistrat der Stadt Brandenburg, SPD, leitender Funktionär des Ortsvereins seiner Partei in Brandenburg, Stadtverordneter, nach Errichtung der faschistischen Diktaturmehrmals verhaftet und in die Konzentrationslager Oranienburg und Sonnenburg eingeliefert, nach seiner Entlassung aus der Stadt verwiesen, im August 1944 in Schlesien erneut verhaftet, am 28.11.1944 im KZ Groß-Rosen angeblich an Herzschwäche verstorben.

Für Rückfragen:

FRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
IM BRANDENBURGER LANDTAG
Marie Luise von Halem
Stellv. Fraktionsvorsitzende und Parl. Geschäftsführerin
Regionalbüro
Ritterstr. 90, 14770 Brandenburg an der Havel
(033 81) 550 34 52
0172/38 39 967
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Zu  Pfarrer Schubert:
Katholische Pfarrgemeinde Heilige Dreifaltigkeit
Pfarrer Matthias Brühe
Neustädtische Heidestraße 25, 14776 Brandenburg an der Havel
(033 81) 28 09 3