Unterwegs mit den EmmausjüngernPilgertag durch den Pastoralen Raums Lankwitz-Marienfelde

Der Pilgertag begann in der Kapelle des Klosters St. Augustinus. Foto: Bautsch

Pilgersegen in der Kirche Mater Dolorosa. Foto: Bautsch

Der Pilgerweg führte durch den gesamten Pastoralen Raum.

In der Kapelle Eben Ezer wurden Kerzen entzündet. Foto: Bautsch

Ankunft vor der Schule St. Hildegard. Foto: Bautsch

Zweiter Pilgertag des Pastoralen Raumes Lankwitz-Marienfelde: In diesem Jahr führte uns der Weg an zahlreichen Orten kirchlichen Lebens und an mit uns in Ökumene verbundene evangelische Gemeinden unseres Pastoralen Raumes vorbei.

Etwa 40 Pilgerinnen und Pilger machten sich auf den rund zwölf Kilometer langen Weg. Einige gingen oder radelten nur Teilstücke des Weges mit, wie es die Gesundheit oder die Zeit zuließen. Das Titelbild des Pilgerheftes zeigte die 15. Kreuzwegstation in Mater Dolorosa „Die Emmausjünger“, ein Motiv, das uns während des Tages immer wieder begegnen sollte.

Um zehn Uhr starteten wir im Kloster St. Augustinus bei den Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis. In der Kapelle konnten wir das Kirchenfenster vom Himmlischen Jerusalem betrachten, das auf dem Gebetsbild für den Eröffnungsgottesdienstes unseres Pastoralen Raumes abgebildet ist. Diakon Ralph-Dieter Feigel erinnerte an den Weg der Emmausjünger und spendete uns den Pilgersegen.

Anschließend gingen wir die wenigen Schritte zur Kapelle des St. Marien-Krankenhauses. Dort begrüßte uns die Krankenhausseelsorgerin Ursula Ziegenhagen. Sie erklärte, dass viele Kranke und Angehörige in der Kapelle Kraft finden. Für sie werde so „Wo Glauben Raum gewinnt“ ganz existentiell erfahrbar. Ziegenhagen lud uns ein, während einiger Minuten Stille in uns einen solchen Raum zu öffnen.

Von Mater Dolorosa nach Eben Ezer

Weiter führte uns der Weg durch die Grünanlage vorbei an der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und durch Kleingärten zur Kirche Mater Dolorosa. Dort hörten wir das Evangelium von den Emmausjüngern. In seiner Ansprache wies Pater Sebastian Punayar besonders darauf hin, dass nur einer der beiden Jünger, Kleopas, namentlich genannt sei, und dass der andere für jeden von uns stehe. Wenn man mit einem guten Gefährten unterwegs ist, wird vieles leichter. Und wenn Jesus unser Begleiter ist, kann uns das auch in schweren Zeiten froh machen und tragen. Auch Pater Punayar spendete uns den Pilgersegen.

Nachdem wir auf die Fensterwand im Altarraum hingewiesen wurden, die ebenfalls das Himmlische Jerusalem zeigt, und uns das Original der 15. Kreuzwegstation betrachten konnten, wanderten wir durch die Kiesstraße an der von der Caritas getragenen Kindertagesstätte St. Monika und dem Friedhof Lankwitz, in dem Otto Lilienthal beerdigt ist, vorbei weiter unseres Weges. Durch Nebenstraßen kamen wir zum Saleckplatz und kreuzten die Johann-Baptist-Gradl-Promenade. Barbara Saß-Viehweger erklärte uns, dass Johann Baptist Gradl, von 1965 bis 1966 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte sowie für gesamtdeutsche Fragen in der Regierung von Ludwig Erhard, Gemeindemitglied in Mater Dolorosa war. Er half maßgeblich mit, dass die Marienschwestern das bis dahin nur vom Staat gepachtete Gelände kaufen konnten, auf dem sie in ehemaligen Kasernen das Krankenhaus „Maria Trost“ führten. So wurde letztlich auch der Neubau des St. Marien-Krankenhauses und des Klosters St. Augustinus ermöglicht.

Bald erreichten wir in der Celsiusstraße in Lichterfelde-Süd die Kirche der Evangelischen Glaubensgemeinschaft Eben Ezer, die einstige katholische Kapelle „Maria, Mutter vom Guten Rat“. Nachdem die finanziell zu Mater Dolorosa gehörende Kuratie im Zuge der Finanzkrise des Erzbistums aufgehoben und wieder in die Pfarrei eingegliedert wurde, verkaufte man das Gebäude an die der evangelischen Landeskirche angeschlossene Glaubensgemeinschaft Eben Ezer. Jeden Dienstagnachmittag wird dort ein katholischer Gottesdienst gefeiert, mit anschließendem Kaffeetrinken und Seniorenprogramm. Wir wurden vom Ehepaar Krueger aus der Gemeinde Eben Ezer herzlich begrüßt und dazu angeregt, zu überlegen, was wir als Christen in unserer Stadt Berlin bewegen können, wenn wir mit Christus unterwegs sind. Jede Fürbitte wurde durch jeweils ein Teelicht sichtbar gemacht, das am Altar angezündet wurde.

Von West nach Ost

Von diesem am weitesten im Westen gelegenen kirchlichen Ort machten wir uns auf den Weg zu den am weitesten im Osten liegenden Orten des Pastoralen Raumes. Dabei wanderten wir an der Otto-Lilienthal-Gedenkstätte sowie am Karpfenteich vorbei, wo einst in einer früheren Gaststätte die jährlichen Gemeindefeste der Pfarrei Mater Dolorosa stattgefunden hatten. Durch einen langen Grünzug pilgerten wir weiter, hielten kurz an der katholischen Kindertagesstätte „Vom Guten Hirten“ und an der auf der gegenüber liegenden Straßenseite liegenden katholischen Schule St. Alfons an. Dann gingen es weiter zur Maximilian-Kaller-Straße, wo wir die Statue „Vom Guten Hirten“ des Künstlers Paul Brandenburg betrachteten. Wir kamen am einstigen Friedhof des ehemaligen Klosters „Vom Guten Hirten“ vorbei und erreichten so die katholische Schule St. Hildegard, die in einem Flügel des ehemaligen Klosters untergebracht ist.

Schulleiterin Claudia Reuer informierte uns über das Förderzentrum für Kinder und Jugendliche mit spezifischem Förderbedarf. Einmal am sternförmigen Gebäude entlang, standen wir vor der Kirche Vom Guten Hirten. Dort erzählte uns Pfarrer Harry Karcz die Geschichte des ehemaligen Klosters der Ordensgemeinschaft der „Schwestern vom Guten Hirten“. Das einst mit einem Heim für „gefallene Mädchen“ gegründet Kloster bestand bis 1968. Im Krieg diente es als Lazarett und in den ersten Nachkriegsjahren als Aufnahmelager für Flüchtlinge sowie als Wohnstätte für Mädchen aus der DDR, die in West-Berlin Abitur machen wollten. Aus dieser Klosterzeit stammt die vierschiffige Form der Kirche, die es den unterschiedlichen Gruppen ganz bewusst unmöglich machen sollte, untereinander Kontaktaufzunehmen. Bei der Schutzmantelmadonna hielt Uta Slotosch hielt mit uns eine kurze Marienandacht.

Nachdem wir von Pfarrer Karcz den Pilgersegen erhalten hatten, verließen wir die Kirche durch den Hinterausgang und gelangten so in den Garten des Caritas-Zentrums für Menschen mit geistiger Behinderung, das ebenfalls in einem der Flügel des sternförmigen Baus untergebracht ist. Der Leiter, Werner Neumann, informierte uns über die Einrichtung. Im Garten hielten wir unsere Mittagspause.

Durch Marienfelde nach St. Alfons

Frisch gestärkt setzten wir unseren Pilgerweg mit zahlreichen Erklärungen von Inge Lux in Marienfelde fort. Vorbei an der evangelischen Dorfkirche wanderten wir über den evangelischen Kirchhof, auf dem auch der erste Pfarrer der Gemeinde Vom Guten Hirten, Georg Nagler, der bekannte Architekt Bruno Möhring sowie viele Arme Schulschwestern begraben sind, die Marienfelder Allee entlang zur Seniorenfreizeitstätte Eduard Bernoth. Sie ist benannt nach dem Gewerkschaftler, CDU-Politiker und Senator für Arbeit und Soziales, ein engagiertes Gemeindemitglied von St. Alfons und Gründungsmitglied der Kolpingsfamilie. Bernoth trug wesentlich dazu bei, dass 1952 das Notaufnahmelager Marienfelde gebaut wurde. So sollten die Schwestern des Klosters Vom Guten Hirten entlasten werden, bei denen der Platz für die vielen Flüchtlinge aus der DDR nicht mehr ausreichte. Heute wohnen im Notaufnahmelager viele Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, die unter anderem durch das Wel(l)come-In-Projekt in Vom Guten Hirten betreut werden. Am ehemaligen Kloster der Armen Schulschwestern in der Bruno-Möhring-Straße, das jetzt von der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. (KAS) genutzt wird, hielten wir ein Fürbittgebet für die Schulschwestern und die Soldatenbetreuung.

Da die Zeit bereits weit fortgeschritten war, warfen wir nur von weitem einen kurzen Blick auf die katholische Kindertagesstätte St. Alfons in der Emilienstraße, bevor wir uns zur Schlussandacht in der Kirche St. Alfons versammelten. Dort hörten wir noch einmal das Evangelium von den Emmausjüngern. Diakon Feigel zitierte in seiner Ansprache aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry den Abschnitt über „Die Kunst der kleinen Schritte“. Mit dem Schlusssegen endete der geistliche Teil des Pilgertages. Bei Kaffee und Kuchen konnten wir anschließend im Pfarrsaal von St. Alfons den Tag ausklingen lassen.

Der Pilgertag war für mich ein sehr schöner Tag. Bei schönem Wetter konnten wir uns auf dem Weg lebhaft austauschen und viele uns bis dahin fremde Menschen aus dem Pastoralen Raum kennenlernen. Die Impulse haben mich tief bewegt. Herzlichen Dank an alle, die diesen Tag ermöglicht und organisiert haben.