25. Jahrestag der Deutschen Einheit

„Dass Du der Kirche die Freiheit, unserem Volk die Einheit und der Welt den Frieden geben wollest...“ dieses Gebet hat Julius Döpfner 1958 als Bischof von Berlin seinem Bistum gewissermaßen „verordnet“ als Reaktion auf die Teilung der Stadt, des Landes und letztlich von ganz Europa.

Auch wenn heute, am 25. Geburtstag des vereinten Deutschland, in meinem Gebet die Freude und Dankbarkeit für die wiedergewonnene Einheit unseres Volkes überwiegt, so bleibt das Gebet weiterhin aktuell: Noch immer sind die Folgen der Teilung erfahrbar und spürbar. Ich habe es am eigenen Leib erfahren: Ich wurde genau geprüft, zunächst in Dresden, aber auch jetzt in Berlin, ob ich als „Wessi“ im Osten bestehen könne, und zurecht. Die historischen Ereignisse vom Herbst 1989 bis zum 3. Oktober 1990 habe ich damals zwar aus der sicheren Entfernung in Köln mit Staunen und mit Freude verfolgt. Aber so richtig ist mir ihre Dimension erst mit meinem Umzug nach Dresden vor drei Jahren deutlich geworden. Auf einmal arbeitete ich mit Menschen zusammen, die 1989 mutig auf den Straßen demonstriert und danach Verantwortung übernommen hatten. Ich habe großen Respekt vor jenen, die es geschafft haben, gewaltlos eine Diktatur zu beseitigen. Der Mut der Menschen und die Kraft von Worten, Kerzen und Gebeten waren größer als die Macht der Gewehre und der Schlagstöcke.

„Dass Du der Kirche die Freiheit, unserem Volk die Einheit und der Welt den Frieden geben wollest...“

Das Gebet bleibt auch heute aktuell: Nach wie vor werden Menschen um ihres Glaubens willen verfolgt, nach wie vor sehnt sich die Welt nach Frieden. Wir erleben es in diesen Tagen hautnah durch die, die Schutz suchen vor Krieg und Verfolgung.

Aber auch im Gebet um Einheit will ich nicht nachlassen. Wir dürfen keine neuen Mauern bauen, weder um uns herum noch im Inneren unserer Gesellschaft, sei es zwischen Arm und Reich, oder zwischen denen, die schon immer da sind, und denen, die dazukommen.

„Einigkeit und Recht und Freiheit“ heißt es in unserer Nationalhymne. Das wünsche ich uns allen zum Geburtstag unserer Einheit.