50 Jahre Nostra Aetate

„Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil!“, - behauptete vor rund 1700 Jahren der heilige Cyprian, damals Bischof in Karthago. Dieses Wort war gut gemeint und es steckt in einer gewissen Weise auch viel Wahrheit darin. Und dennoch hat der Satz viel Schaden angerichtet. Denn er hat „christliche Arroganz“ verursacht und dazu beigetragen, andere Religionen und Weltanschauungen gering zu schätzen. Kreuzfahrer und Glaubenskrieger aller Jahrhunderte haben sich fatalerweise darauf berufen, wenn sie sich daran machten, Andersgläubige zu verfolgen. 

Umso wichtiger war der Paukenschlag, der vor 50 Jahren vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausging: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in den anderen Religionen wahr und heilig ist“, heißt es in der Erklärung „Nostra Aetate“. Das zielte in der Nachkriegszeit vor allem auf das Judentum. Aber auch der Islam wurde damals bereits in den Blick genommen. Das Konzil mahnte die Christen, „sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für den Schutz und die Förderung des Friedens und der Freiheit unter allen Menschen“.

Fünf Jahrzehnte sind seither vergangen. Aber der Text hat nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: das globalisierte Zusammenwachsen der Welt und nicht zuletzt die Flucht- und Migrationsbewegungen unserer Tage haben die Frage nach dem konstruktiven Miteinander der Religionen wieder ganz neu auf die Tagesordnung gesetzt. 

In wenigen Wochen feiern wir Weihnachten. Das Fest hat einen hohen Stellenwert. Auch bei Zeitgenossen, die nicht christlich gebunden sind. Wir sind ganz neu herausgefordert, uns selbst darüber klarzuwerden: wie feiern wir unsere großen Kultur- und Glaubensfeste? Woher beziehen sie ihre Ideen und ihren Inhalt? Wie können wir Vertretern aus anderen Kulturkreisen erklären, was uns an Weihnachten wichtig ist.

Und noch eine andere Frage treibt manchen um: sollen wir Andersgläubige zur Mitfeier einladen? Oder ist es besser, wenn wir unter uns bleiben?

Ich möchte Sie ermuntern, zumindest darüber nachzudenken, ob und auf welche Weise Sie in den Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen Flüchtlinge zu weihnachtlichen Begegnungen einladen können. Denn bei allen Unterschieden des religiösen Bekenntnisses, eines steht fest: Gastfreundschaft ist allen Religionen heilig.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!