„Der 17. Juni“ ist für viele nur noch eine Straße, die von Charlottenburg kommend am Brandenburger Tor endet. Dass sie an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR erinnert, dürfte vielen nicht mehr bekannt sein.
Dabei war „der 17. Juni“ bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 Nationalfeiertag, „Tag der Deutschen Einheit“ in der Bundesrepublik. Seitdem droht der mutige Aufstand von ungezählten Arbeiterinnen und Arbeitern in der ganzen DDR, in Städten und Dörfern, in Vergessenheit zu geraten. Bekannt ist oft nur noch, dass der Aufstand mit Hilfe sowjetischer Panzer niedergeschlagen wurde. Der Mut, die Hoffnung von Streikführern, ihre Namen und Schicksale sind unbekannt. Viele wurden im Zuge der Niederschlagung inhaftiert, zu vielen Jahren Zuchthaus, einige wurden erschossen, sieben wurden hingerichtet. In den DDR-Medien wurde der Aufstand als „vom Westen“ gelenkt diffamiert.
Nur noch wenige Zeitzeugen oder gar Beteiligte können heute noch selbst davon erzählen. Umso mehr sind wir gefordert, den 17. Juni zu begehen. Es muss nicht unbedingt wieder ein gesetzlicher Feiertag werden, und es geht nicht nur darum, DDR-Unrecht in Erinnerung zu rufen. Es geht darum, an den Mut, an den Freiheitswillen und an die Hoffnungen zu erinnern, dem Aufstand Namen und Gesichter zu geben, ihren Widerstand anzuerkennen.
Es wird im Moment viel über „den Osten“ und „die Ossis“ und eine politische oder gesellschaftliche Einordnung gestritten. Die Frage „Was wäre wenn“ ist zwar historisch irrelevant, richtig und wichtig ist es aber, den Volksaufstand nicht von seinem Ende sondern von seinen Heldinnen und Helden aus zu erzählen, die sich nicht abgefunden haben mit „den Umständen“ und „den Verhältnissen“. Vielleicht gelingt es dann, die Straße des 17. Juni über das Brandenburger Tor hinaus in den Osten zu verlängern und uns eine Erinnerung zu vergegenwärtigen, die uns Deutsche – Ost wie West – verbindet. In diesem Sinn könnte der 17. Juni doch wieder ein „Tag der deutschen Einheit“ werden.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!