Advent, Advent

Auf jedem Bahnhof gibt es zweierlei Tafeln: auf den gelben steht „Abfahrt“ und auf den weißen steht „Ankunft“. Immer neu zum Fahrplanwechsel werden die riesigen Plakate ausgetauscht und neu aufgehängt, daran haben auch elektronische Tafeln – wie am Flughafen – nichts ändern können. Eigentlich sind die „Ankunfts“-Tafeln aber überflüssig, meinen manche. Es reicht doch, dass ich weiß, wann ich ankomme und dann rufe ich jemand an, dass er mich abholt, oder ich nehme den nächsten Bus oder ein Taxi.

Wenn die „Ankunfts“-Tafeln wirklich überflüssig sind, dann ist das traurig. Denn das würde bedeuten, dass keine mehr den anderen überraschen will, indem er einfach am richtigen Gleis steht und jemand willkommen heißt.

Morgen zünden wir die erste Kerze auf dem Advents-Kranz an und damit stellen wir uns schon mal auf den Bahnsteig und warten, denn Advent ist nichts anderes als das lateinische Wort für Ankunft. Advent kann man also auch so verstehen, dass man schon mal zum Bahnhof fährt, nachsieht, auf welchem Gleis der Zug einfährt, vielleicht Blumen besorgt, einen Kofferkuli ausleiht oder so.

Die Bahnhöfe in unserem Land waren schon immer adventliche Orte. Die Katholische Mädchensozialarbeit hat dort mit ihrer Arbeit begonnen und sich um die jungen Mädchen gekümmert, die von ihren Familien geschickt sich in der Hauptstadt Arbeit suchen sollten, die Bahnhofsmission versteht ihre Arbeit noch heute so.

Und in den vergangenen Wochen und Monaten waren die Bahnhöfe in besonderer Weise in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Hier sind viele Flüchtlinge angekommen und dort auf adventliche Menschen getroffen: Sie standen auf dem Bahnsteig, in der Vorhalle, in improvisierten Zelten, um eine würdige und herzliche Ankunft zu ermöglichen.

Wer ein adventlicher Mensch ist, der schaut auf die „Ankunfts-Tafel“, der bleibt mit offenen Armen und offenem Herzen.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit!