Arbeitergewerkschaft Solidarność

Am 8. Oktober 1982, also heute vor vierzig Jahren, kam es zum Verbot der Arbeitergewerkschaft Solidarność. Im Sommer 1980 war es der polnischen Arbeitergewerkschaft Solidarność, unter ihrem Anführer Lech Walesa, gelungen, ausgehend von der Danziger Lenin-Werft, mehr als nur eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln zu erreichen. Der Mann mit dem großen Schnauzbart verhandelte erfolgreich Presse- und Meinungsfreiheit, vor allem aber das Streikrecht und die Zulassung freier und unabhängiger Gewerkschaften.

Als Reaktion auf die Entwicklungen verhängte der Armeegeneral Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht, um den wachsenden Einfluss der Solidarność zu brechen und weil diese weitere Massendemonstrationen geplant hatte. Fast zehn Monate lang hatte er versucht, Polen mit Kriegsrecht zu regieren, Tausende hatte er verhaften oder in Lagern internieren lassen.
Heute wissen wir: der 8. Oktober 1982 war kein tragischer Schlusspunkt. Solidarność gilt als der Wendepunkt zum Ende der Teilung Europas. Das „Europäische Zentrum der Solidarność“ in Danzig ist zurecht ein Gedenkort für alle Befreiungsbewegungen in Europa.

Die Stärke der Solidarność war, dass sich unterschiedliche politische und ideologische Strömungen für die Freiheit zusammengetan haben, auch Vertreter der katholischen Kirche.
Sie konnten dadurch auf einen starken Unterstützer im Ausland bauen: Papst Johannes Paul II. hat die Hoffnung auf Freiheit nie aufgegeben. Er hat sie ermutigt zu demonstrieren und gleichzeitig nie aufgehört, zu beten für diese Freiheit. So erklärte er bei einem seiner Polen-Besuche, dass er das Wohl Polens auch weiterhin als das seine betrachte und zutiefst daran Anteil nehme, ganz so, als ob er noch in diesem Land lebte und Bürger dieses Staates wäre.
Auslöser für die Streikwellen und Massenproteste waren übrigens gestiegene Preise für Fleisch. Auch heute kennen wir die Wut über gestiegene Lebensmittelpreise.
Ich erinnere daher ganz bewusst an diesen Tag vor vierzig Jahren. Denn auch ich werde nicht müde, für unser aller Freiheit zu beten.

Unsere polnischen Nachbarn haben vor 40 Jahren den Preis für unsere Freiheit bezahlt. Denn im 8. Oktober 1982 steckt auch schon der Keim für den 9. November 1989, als sich die Freiheit auch für das geteilte Deutschland durchsetzte.
Der Preis, den die Polinnen und Polen gezahlt haben, ist zu hoch, um sie aufs Spiel zu setzen.

Ich wünsche Ihnen einen frohen und gesegneten Sonntag!