Mehr als 7.000 Katholiken sind im Jahr 2018 aus der katholischen Kirche in Berlin ausgetreten, ein trauriger Rekord. Ich nehme diese Zahl sehr persönlich, weil es mich schmerzt, wenn sich jemand aus der Gemeinschaft der Kirche verabschiedet, für die ich als Bischof hier maßgeblich verantwortlich bin. Die Zahl schmerzt mich auch, weil ich oft nicht weiß, warum sie ausgetreten sind. Es gibt naheliegende Vermutungen: die Missbrauchsfälle, die Kirchensteuer, eine schlechte Predigt, eine patzige Antwort bei der Anmeldung einer Beerdigung, ein von der Kirche nicht Beachtet- oder Respektiertwerden.
Die Untersuchungen zeigen, dass die Verbindung der meisten, die sich jetzt aus der Gemeinschaft der Kirche verabschieden, über längere Zeit immer dünner wurde, bis es für sie oftmals dann auch keinen inneren Grund mehr gab, formal der Kirche noch anzugehören und auch noch Kirchensteuer zu zahlen. Es bewegt mich sehr, wieviele hier die Kirche verlassen, wenn sie aus traditionell eher christlich geprägten Gegenden Deutschlands nach Berlin umziehen und sich hier in dieser Stadt anmelden. Am meisten aber bin ich betroffen, wenn Ausgetretene mir erklären, dass Sie den Glauben an Gott und die christliche Botschaft verloren haben.
Ich bin dankbar für alle, die in der Kirche bleiben, die sich als Teil von Kirche verstehen, ihren Glauben leben und weitertragen, auch wenn sie – in diesem Jahr erstmals – in Berlin weniger werden, während die Zahl der Katholiken in Brandenburg wächst. Mehr als 320.000 Katholiken zählt die Statistik in der Stadt Berlin, das ist eine starke Gemeinschaft, trotz allem. Manche stehen uns näher, manche definieren ihre Zughörigkeit zur Kirche großzügiger, manche engagieren sich ehrenamtlich, wieder andere fühlen sich der Kirche nur verbunden, weil ihre Kinder einen Platz in einer unserer Kitas oder Schulen gefunden haben oder Sie gute Erfahrungen mit Krankenhäusern, Altenheimen oder Beratungsstellen gemacht haben. Aber sie alle sind uns willkommen!
Wenn irgendwie von Ihnen gewünscht wird, möchte ich auch mit Ihnen, die aus der Kirche ausgetreten sind, in Verbindung bleiben. Bitte kommen auch Sie auf mich zu! Danke, dass Sie – teilweise eine lange Zeit – katholisch geblieben sind und sich als Christ engagiert und verstanden haben. Und bitte, lassen Sie uns wissen, was Sie bewogen hat, aus der Kirche auszutreten. Sie können uns eine Mail schreiben, Kontaktdaten finden Sie unter www.erzbistumberlin.de. Keine Sorge: natürlich nehmen wir Ihre Entscheidung ernst, dass Sie nicht mehr dazugehören wollen. Aber nur wenn wir wissen, warum Sie ausgetreten sind, können wir versuchen, aus unseren Fehlern zu lernen. Und: Sie sind und bleiben uns wichtig!
Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Sonntag.