Viele Jahre hat die Oder Deutsche und Polen getrennt. Dabei haben wir uns gerade als Christen auf beiden Seiten der Oder schon bald nach dem Krieg für eine Aussöhnung und Annäherung eingesetzt. „Wir vergeben und wir bitten um Vergebung“, mit diesem Brief haben zuerst polnische Bischöfe eine Brücke der Versöhnung über den Grenzfluss geschlagen.
Mit dem Ende der DDR und der Überwindung der Ost-West-Konfrontation waren weitere Brücken möglich – echte und geistig-geistliche Brücken.
Und so ist die Oder nicht nur wieder immer sauberer geworden, sondern ein deutsch-polnischer Fluss, der die Menschen in einem gemeinsamen Kulturraum verbindet. Wir beten oder pilgern gemeinsam an der Oder. Wir sind dankbar, dass die Oder auch wieder mehr ein natürlicher Lebensraum für viele Fisch- und Pflanzenarten geworden ist. Denn auch hier verbindet uns als Kirchen östlich und westlich der Oder das Anliegen, dass alle erforderlichen Bemühungen zur Bewahrung der natürlichen Umwelt unternommen werden.
Und jetzt stehen wir gemeinsam an der Oder voller Trauer und Fassungslosigkeit. Das Massensterben des Fischbestands in der Oder macht uns sprachlos. Sie ist unser gemeinsamer Naturschatz, den wir gemeinsam an beiden Ufern erleben. Die Bilder der verendeten Fische bewegen Menschen auch weit über unsere Region hinaus, sogar international. Wir denken an alle, die beruflich und ehrenamtlich diese schwere Aufgabe bewältigen müssen und beten für sie.
In diesem Zusammenhang erkennen wir die Notwendigkeit von unaufhörlichen Bemühungen zum Schutz der natürlichen Umwelt an.
Gemeinsam mit meinen evangelischen und polnischen Mitbrüdern sowie der Generalsuperintendentin für den Sprengel Görlitz wende ich mich an alle Menschen guten Willens, um mit gemeinsamem Engagement die Wiederherstellung der Flora und Fauna in der Oder und in ihrem Naturraum zu ermöglichen. Gleichzeitig sehen wir die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen und materiellen Unterstützung der Bemühungen vor Ort – für die Oder, dieses kostbare Naturdenkmal, und die mit ihr verbundene Infrastruktur.
Lassen Sie uns gemeinsam für eine lebenswerte und schöpfungsfreundliche Zukunft an der Oder einstehen!
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag.