Die Tage werden länger, die Natur erwacht und wir freuen uns am Sommer mit all seinen Früchten. Vergangene Woche hatten viele von uns einen Tag mehr arbeitsfrei , denn – es gab etwas zu feiern: Wir Christen haben das Pfingstfest begangen. „Alle wurden mit dem Heiligen Geist, mit Gottes Kraft, mit seiner Kreativität erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab.“ Was in dieser Bibelstelle beschrieben wird, ist wahrlich ein Wunder – das Pfingstwunder – und es wirkt gleich zweifach: Es erfüllt den einzelnen Menschen mit Gottes Vitalität und verbindet uns Menschen untereinander: die Menschen verstanden sich damals von ganzem Herzen . Genau deshalb gilt Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche: Die Gemeinschaft der an Gottes Liebe Glaubenden entstand – wenn das nicht ein Grund zum Feiern ist!
Doch nach all der Festtagslaune und dem Besorgen von Erdbeeren und Spargel, bitte ich Sie einen Moment innezuhalten. Durch den Heiligen Geist wurden wir, so erfuhren es die Menschen damals, zu einer Gemeinschaft. Doch in unserem Alltag verhalten wir uns oft so wenig gemeinschaftlich. Wir vergessen oder übersehen etwa , wer unseren Vater oder unsere Großmutter pflegt. Übersehen, wer unsere Erdbeeren pflückt und unsere Häuser baut – oft gegen geringe Bezahlung und unter schlechten Arbeitsbedingungen.
Mit der Pfingstaktion „Sie fehlen. Immer. Irgendwo. Arbeitsmigration aus Osteuropa" blickt die katholische Hilfesorganisation Renovabis in diesem Jahr auf Menschen, die oft vergessen werden. Mangelnde Perspektiven in der Heimat und Hoffnung auf ein gutes Leben in der Ferne drängen viele Menschen in die Arbeitsmigration. Doch in der Heimat hinterlassen sie eine große Lücke – als Väter, Mütter, Töchter, Partner und aktive Mitglieder der Gesellschaft. Gleichzeitig werden Migrantinnen und Migranten in den Ankunftsländern oftmals – obwohl sie dringend benötigt werden – nicht als Teil der Gesellschaft angenommen; sie erfahren Ausgrenzung und leiden unter schlechten Arbeitskonditionen.
Das Pfingstwunder verbindet uns Menschen zu einer Gemeinschaft. Schauen Sie hin, wo Menschen ausgeschlossen werden und unsere Unterstützung benötigen. Auch in Berlin leben so viele Menschen vereinsamt.Lassen Sie uns zusammenwachsen, aufeinander Acht geben und miteinander gut umgehen. Wir Menschen gehören doch zusammen, miteinander lebt es sich doch viel leichter und glücklicher als nebeneinander her. Lassen Sie uns Pfingsten und unsere Gemeinschaft miteinander und mit Gott verantwortlich leben und feiern – dann ist Pfingsten nicht schon wieder umsonst vergangen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.