Nachhören
Im November wollen wir es uns Zuhause gemütlich machen. Kälte und Nässe sollen draußen bleiben. Für alle, die kein Dach über dem Kopf haben, beginnt jetzt die schlimmste Zeit im Jahr. Besonders hart hat es Gerlinde getroffen, die seit mehreren Monaten keine eigene Bleibe mehr hat. Gerlinde war 55 Jahre, als ihr Mann sie verlassen hat. Er blieb einfach in der alten Wohnung. Der Mietvertrag lautete auf seinen Namen. Gerlinde stand plötzlich alleine auf der Straße. Sie hatte immer gearbeitet, aber das Gehalt als Aushilfskraft in einem Supermarkt reichte nicht, um eine neue Wohnung zu finden. Eigene vier Wände, sind heute in Berlin mit geringem Einkommen nicht mehr zu bekommen. Wenn erst einmal die Wohnung weg ist, wird es schwer. Das trifft auch Frauen mit kleiner Rente. Gerlinde blieb nichts übrig, als in Notunterkünften zu übernachten. Heute hier, morgen dort. Nach kurzer Zeit war auch der Job weg. Ein Teufelskreis, aus dem viele wohnungslose Frauen ohne Hilfe nicht mehr herauskommen. Fast 30 Prozent aller Wohnungslosen sind inzwischen weiblich.
„Gerlindes Lebenslage ist traurig!“ werden Sie sagen. Doch vielleicht sollten wir einmal ernsthaft darüber nachdenken, ob manche vielleicht ganz praktisch helfen können. Der Sozialdienst katholischer Frauen hat gerade ein neues Projekt gestartet. „Housing First für Frauen“ heißt es. Es kommt aus den USA. In Finnland, Frankreich und Holland funktioniert es. Die Erfolgsquote beträgt 80 bis 90 Prozent. Vermieter, die über eine Wohnung verfügen, könnten Frauen wie Gerlinde einen eigenen Mietvertrag anbieten, statt ihre Wohnung auf dem freien Markt auszuschreiben. Die Miete kommt sicher und zuverlässig vom Staat. Der Sozialdienst katholischer Frauen vermittelt die neuen Mieterinnen und ist jederzeit da, wenn es mal Probleme gibt. So finden Frauen in den geregelten Alltag zurück und kommen wieder an in der gesellschaftlichen Normalität.
Was ich mir wünsche, sind Vermieter mit etwas Mut und viel Herz. Melden Sie sich beim Sozialdienst katholischer Frauen (*), wenn Sie die Möglichkeit haben zu helfen. Oder sprechen Sie Bekannte an, die helfen können. Damit geben Sie wohnungslosen Frauen die Chance für einen Neuanfang.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
(*) housingfirst(ät)skf-berlin.de – Telefon: 0151 148 66 417