„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,4), so verkünden es die Engel den Hirten auf dem Feld vor den Toren Bethlehems. Diese Botschaft scheint ganz schön weit von unserer heutigen Lebenssituation entfernt zu sein: Wie viele Menschen geben an diesem Weihnachtsfest wirklich von ganzem Herzen Gott die Ehre und feiern Jesu Geburtsfest und nicht ihr eigenes Wohlempfinden? Und wo ist der verkündete Friede, wenn Millionen Menschen in der Ukraine buchstäblich „in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ (Lk 1,79) – wie es in der Bibel heißt -, weil russische Raketen ihre Energieversorgung und Infrastruktur weggebombt haben? Und dabei ist die
Ukraine nur einer der furchtbaren Krisenherde, die es gerade in unserer Welt gibt…
Und doch feiern wir Christen gerade auch in dieser Zeit sehr bewusst das Fest der Weihnacht, weil wir daran glauben und darauf vertrauen, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus in dieser Nacht Mensch, unser Mitmensch, geworden ist: mitten in der Dunkelheit und Verzweiflung dieser Welt. Er selbst hat Feindschaft erlebt, das Kind aus Bethlehem ist von Anfang an in seiner Existenz bedroht. Später, als Erwachsener, wird der Menschensohn verspottet und verlacht und schließlich am Kreuz ermordet.
Das Leben Jesu ist kein Mythos, ist nicht abgehoben von der Geschichte: Gott lässt sich auf unser menschliches Leben und unsere menschliche Geschichte ein, zu der auch Leiden und Tod gehören. Mitten in aller Dunkelheit dieser Welt ist Gott da - voller Liebe zu jedem von uns. Und das ist die weihnachtliche Botschaft: Es gibt für uns einen Grund zur Hoffnung, auch über den Tod hinaus: Wir sind nicht allein und Gott lässt uns nicht allein - nicht im Leben und nicht im Sterben.
An der Krippe begegnen als erstes die Hirten diesem Kind. Sie folgen den Worten der Engel, eilen zum Christkind in der Krippe und lassen sich anbetend auf das Ereignis ein. Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, die Bereitschaft dieser einfachen Hirten, sich an diesem Weihnachtsabend auf Gott einzulassen, ihm Ihr Vertrauen zu schenken und mit Gott Erfahrungen zu sammeln. Das Glück des Weihnachtsfestes wird nur der erleben, der für sich konkret diese Fragen beantwortet: Was wünsche ich diesem Geburtstagskind? Was schenke ich ihm? Was verspreche ich ihm? Sicherlich sind das Vertrauen und der Glaube an Gott in diesem neugeborenen Kind das größte Geschenk, das wir ihm machen können.
Das Kind in der Krippe: Das ist Gott, der in der Nacht unser Mitmensch wurde.
Er wurde Mensch mitten in der Nacht, um uns zuzusichern, dass er uns nie allein lässt - nicht im Leben und nicht im Tod. So wurde die dunkle Nacht zur geweihten Nacht, zur Weihnacht. Damals in Bethlehem und so auch heute hier in Berlin und überall auf der Welt.
Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Festtage.