Kranken zur Seite stehen

Während der Corona-Pandemie ist uns allen die Bedeutung der medizinischen Versorgung und der Pflege in den Krankenhäusern vor Augen geführt worden. Was wäre gewesen, wenn Pflegerinnen, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte sich nicht hingebungsvoll und aufopfernd um die Erkrankten gekümmert hätten? Was wäre gewesen, wenn nicht überall Kliniken direkt vor Ort Menschen in größter Not aufgenommen hätten? Im Moment wird viel darüber diskutiert, wie Krankenhäuser in unserem Land zukünftig aussehen sollen. Eine Krankenhausreform soll dafür eine neue Grundlage schaffen. Was bisher darüber bekannt ist, gibt allerdings Grund zur Sorge. Moderne Medizin, gute Pflege und Ökonomie unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung. Sicher ist es wichtig, über Reformen nachzudenken – wenn aber dabei eine Vielzahl von Kliniken auf der Strecke bleibt, kann das kein Gewinn für kranke Menschen sein. Sie müssen lange Wege, lange Wartezeiten und eine schlechtere Versorgung befürchten. Allein 273 katholische Krankenhäuser gibt es in Deutschland. Sie versorgen drei Millionen Patientinnen und Patienten im Jahr. Die Wurzeln der katholischen Krankenhäuser gehen zurück auf Ordensgemeinschaften und Kirchengemeinden. Die katholische St. Hedwig Klinik der Alexianer in Berlin-Mitte ist ein gutes Beispiel. Sie kann auf eine 170-jährige Tradition zurückblicken. Auch in Kriegs- und Krisenzeiten war sie immer da. Sie zeichnet aus, was heute so wichtig ist. Gemeinnützigkeit. Gemeinwohl ist etwas, das bei allen Überlegungen niemals aus dem Blick geraten darf. Krankenhäuser dürfen kein Ort sein, an dem finanzielle Erwägungen die Oberhand gewinnen. Patienten erwarten im Krankenhaus zu Recht ein hohes Maß an Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Empathie. Dieser Haltung liegen christliche Ideale und Werte zugrunde. Das macht auch die Rolle der Seelsorge in christlichen Krankenhäusern deutlich. Es geht darum, Ängste und Sorgen ernst zu nehmen, auf einzelne Patientinnen und Patienten einzugehen, so gut es geht. Denn bei Krankheit und erst recht an den Grenzen des Lebens stellt sich für viele die Frage nach Sinn und Gott völlig neu. Wenn viele kleinere Krankenhäuser nicht mehr existieren und stattdessen große Krankenhauskomplexe noch größer werden, geht etwas verloren, was die individuelle Hinwendung zum kranken Menschen ausmacht.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.