Heute begehen die Katholikinnen und Katholiken Vorpommerns die traditionelle Rügener Marienwallfahrt. In diesem Monat der aufblühenden Natur feiern wir den „Marienmonat“, der neben Wallfahrten von Mai- und Rosenkranz-Andachten geprägt ist.
Maria steht, wie der Frühlingsmonat Mai, für das blühende Leben, für den Neuanfang, für das Schöne auf der Welt. Sie hat der Christenheit den Erlöser, Jesus Christus, geschenkt. Welch‘ Grund zur Freude!
Aber damit waren für sie große Herausforderungen und Belastungen verbunden: Als Maria durch den Engel Gabriel von ihrer Schwangerschaft erfährt, sieht sie sich zuerst alleine mit dem Kind. Mit Joseph gründet sie eine – heute würden wir sagen – Patchworkfamilie, entbindet mittellos in einem Stall ihr Kind und muss kurze Zeit darauf, Todesangst ausstehend, mit ihm durch die Wüste fliehen. Der frühe Tod ihres Sohnes am Kreuz lässt sie als verwaiste Mutter zurück.
Die Gottesmutter verkörpert auf diese Weise die frohen und die schweren Seiten des Lebens, also auch die angsterfüllten, dunklen, einsamen und hässlichen Momente. In der christlichen Kunst begegnen wir ihr daher oft als weinende Frau oder als Pietà, ihren toten Sohn im Arm haltend.
Die Königin der Märtyrer steht durch ihren Leidensweg nicht nur für all diejenigen ein, die für ihre Überzeugungen ihr Leben hingegeben haben. Wir können Maria als eine Patronin all derer sehen, die einsam, verzweifelt und in Trauer sind. Und durch ihren unkonventionellen Lebensentwurf ist sie ein Vorbild all derer, die sich für eine gerechtere Verteilung der Güter auf der Welt einsetzen und den Ungehörten Gehör verschaffen möchten.
Ich kann nur meinen Hut ziehen vor Frauen wie Maria, die trotz Kummer und Tränen jeden Tag aufstehen und ihr Bestes geben! Maria hat sich von Niederschlägen nicht unterkriegen lassen. Und genau das macht sie zum Vorbild für uns alle, ganz gleich ob katholisch oder nicht.
Und ganz gleich, ob Sie katholisch sind oder nicht, liebe Hörerinnen und Hörer, ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und einen frohen Monat Mai!
