Die Versammlung von Bischöfen und Beratern aus aller Welt, die seit zwei Wochen im Vatikan über Fragen von Ehe und Familie berät, wird auch von nichtkirchlichen Kreisen mit großem Interesse verfolgt. Denn obwohl nur mehr die Hälfte der Bevölkerung überhaupt noch in einer klassischen Familie mit Vater, Mutter und Kindern lebt, ist das Interesse junger Menschen an tragfähigen und lebenslangen Beziehungen ungebrochen. Die Zahl der Eheschließungen steigt an, die Scheidungsrate ist eher rückläufig.
Zugleich dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass sich der familiäre Alltag stark verändert hat. Es gibt sehr viele Alleinerziehende, fast immer Frauen, die mit ihren Kindern Tag für Tag den Alltag unter schwierigen Bedingungen meistern müssen, allein in Berlin etwa 100 000 Betroffene. Auch die Zahl der Patchwork-Familien nimmt zu; andere suchen Erfüllung in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und erwarten, dass sie als Eheleute anerkannt werden. Die Formen des Zusammenlebens sind bunter und vielfältiger geworden. Auch damit beschäftigt sich die Synode in Rom.
Seit zwei Wochen debattieren wir Bischöfe und Berater aus aller Welt, wie die christliche Botschaft von Ehe und Familie neu, verständlich und einladend – gerade in ihrer Besonderheit – in die Welt hinaus gesandt werden kann. Und es ist spannend, zu erleben, wie unterschiedlich die Probleme und Herausforderungen des familiären Zusammenlebens weltweit sind.
„Synode“ bedeutet so viel wie „gemeinsamer Weg“. Wir als Kirche begreifen uns in ganz neuer Weise als internationale Lerngemeinschaft. Es geht darum, den Papst zu beraten. Deswegen rechne ich nicht mit spektakulären Beschlüssen in die eine oder andere Richtung; vielleicht eher mit einem Wandel in kleinen Schritten. Manchmal muss man eben auch unvollkommene Lösungen gelten lassen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.