… so wahr mir Gott helfe!

Bald werden wir wohl eine neue Regierung in Berlin haben. Traditionellerweise leisten der Regierende Bürgermeister und die von ihm ernannten Mitglieder des Senats vor dem Abgeordnetenhaus folgenden Eid:

„Ich schwöre, mein Amt gerecht und unparteiisch, getreu der Verfassung und den Gesetzen zu führen und meine ganze Kraft dem Wohle des Volkes zu widmen.“
Im Anschluss an diese Formel können die Mitglieder des Senats sagen:
„Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe!“

So wahr mir Gott helfe! Bei jeder Wahl wird über diesen Satz gesprochen:
Wer fügt die religiöse Beteuerung am Ende des Eids hinzu? Wer verzichtet darauf?
Eine spannende Frage!
Die Eidesformel selbst bezieht sich auf unser Grundgesetz. Da heißt es in der Präambel:
„Dieses Gesetz hat sich das deutsche Volk in Verantwortung vor Gott und den Menschen gegeben.“
Insofern geht es bei dem „So wahr mir Gott helfe“ um das Bewusstsein, nicht allein zu sein, sondern in der Verantwortung vor Gott zu stehen. Also um das Bewusstsein, damit einem Wertesystem verpflichtet zu sein, in dem der Mensch in seiner unabdingbare Würde geachtet und geschützt ist. Damit ist die den Eid ablegende Person dem Wohl eines jeden Menschen verpflichtet.

Gleichzeitig hat die Formel für denjenigen, der sie spricht auch etwas Tröstliches. Sie bringt zum Ausdruck: Ich bin in meinem Handeln nicht alleine. Ich weiß, dass ich auf Hilfe angewiesen bin. All mein Handeln und Bestreben ist fehlbar und begrenzt. Doch ich schwöre bei Gott, ich werde nach bestem Wissen und Gewissen handeln.
Bei Gott schwören.
Bei Gott schwören – und das an so prominenter und öffentlicher Stelle.
Oftmals heißt es ja, Religion sei Privatsache. Das stimmt aber  nicht. Jeder Mensch prägt durch seine Lebensauffassung, seine Weltanschauung und seine Religion sein Leben und das Leben der Gesellschaft mit. Jeder Mensch ist mit seiner Glaubesüberzeugung ein gläubiger Mensch: Der eine glaubt eben, dass er vor Gott steht, und der andere glaubt, dass er nicht vor Gott steht. Aber glauben gehört wesentlich und unabdingbar zu jedem Menschen. Als Menschen, die an Gott glauben, sind wir überzeugt, dass Gott seine schützende Hand über jeden Menschen und über   unsere ganze Gesellschaft hält. Das ist trostreich, das ist aber auch eine hohe Verpflichtung, sich für das Leben eines jeden Menschen in allen seinen Phasen, Grenzen und Stärken einzusetzen. Gott begleitet uns alle.

Fühlen auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sich begleitet an dem heutigen Tag.