Suche Frieden

In Berlin ist ein junger Mann auf offener Straße mit einem Gürtel geschlagen worden, weil er eine Kippa trug. Der arabisch-stämmige Angreifer hielt ihn für einen Juden. Viele in dieser Stadt waren erschrocken über diesen Gewaltausbruch und beteiligten sich an der Solidaritätskundgebung mit dem Tragen der Kippa. Auch dieser Vorfall hat gezeigt, wie brüchig der soziale Frieden in unserer Stadt ist, und wie nötig es ist, die Bedingungen für ein friedfertiges Zusammenleben immer wieder neu zu buchstabieren.
Vor 400 Jahren begann in Europa ein grausamer Konflikt, der als 30jähriger Krieg in die Geschichtsbücher einging.  Mit einem eher unbedeutenden Zwischenfall: auf der Prager Burg kam es zu einer Rangelei zwischen böhmischen Adligen und den kaiserlichen Gesandten. Sie endete damit, dass die Gesandten des Kaisers kurzerhand aus dem Fenster geworfen wurden. Was folgte, waren drei Jahrzehnte des Mordens und der Zerstörung.

Eigentlich ist dieser Jahrestag kein Grund für ein Jubiläum, wohl aber Anlass zum Nachdenken: Denn es gibt beängstigende Parallelen zu heutigen Kriegen und Konflikten, etwa in Syrien. Auch dort eine unübersichtliche Gemengelage verschiedener verfeindeter Gruppen, auch dort unmenschliches Leid und Vertreibungen in der Zivilbevölkerung, auch dort ein unguter Einfluss der Großmächte. Und der Krieg in Syrien hält schon so lange an, dass man fürchten muss, er könne noch viele Jahre andauern. Und ist doch nur einer  von rund 20 Kriegen und mehr als 300 bewaffneten Konflikten, die im vergangenen Jahr weltweit registriert wurden.

In Münster sind an diesem Wochenende viele Christen zum Katholikentag zusammengekommen. Er steht unter dem Motto: "Suche Frieden!“ - ein Zitat aus dem 34. biblischen Psalm. „Meide das Böse, tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach!“ – Frieden schaffen, das ist ein bleibender Appell, eine Mühe. Nicht zuletzt ein Geschenk, vor allem, davon sind wir Christen überzeugt, ist der Friede ein Geschenk Gotes, dem wir uns öffnen müssen und um das wir beten können.

Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, wünsche ich einen erholsamen und friedvollen Sonntag.