Nachhören
Frau Meyer war 94 Jahre alt, als sie durch ihre unheilbare Krankheit nicht mehr für sich sorgen konnte. Als die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hospizdienstes sie das erste Mal besuchte, konnte sie kaum noch aufstehen. Frau Meyer wollte aber unter allen Umständen in ihrem Zuhause bleiben. In ihrer kleinen Berliner Waldrandsiedlung. Es war ein Segen, dass ihre Hausärztin die Not der alten Dame erkannte und sie nicht in ein Krankenhaus einwies, sondern sich an den Caritas- Hospizdienst wandte. So konnte Frau Meyer die letzten Lebenswochen in ihrer vertrauten Umgebung verbringen.
Anders sieht es bei Hannes aus. Er ist erst zehn Jahre alt und schwer krank. Hannes muss durch eine Magensonde ernährt werden. Als es immer schlimmer wurde, beschloss sein Vater, ihn nicht mehr zu besuchen. Er konnte das Leid seines Sohnes nicht mehr ertragen. Zurück blieb Hannes Mutter, die seitdem Tag und Nacht bei ihm ist. Immer in Angst, Hannes Atem setzt aus oder er könnte einen Krampfanfall erleiden. Ohne den Kinderhospizdienst der Caritas, würde ich das nicht durchhalten, sagt sie. Zwei bewegende Beispiele, die zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen auf ihrem letzten Weg und in schwerer Krankheit Unterstützung und Zuwendung finden, wenn Heilung nicht möglich ist.
Auch wenn sie irgendwann nicht mehr daheim bleiben können, brauchen sie einen Platz, an dem sie gut versorgt, in angenehmer Atmosphäre ihr Leben würdevoll beschließen können. Viele Sterbende fühlen sich am Ende ihres Weges allein und verlassen. Leider gibt es immer noch zu wenig Orte wo sie, gemeinsam mit Angehörigen und Freunden oder auch begleitet von einfühlsamen Hospizmitarbeitern, die letzten Tage und Wochen verbringen können. Denn die letzte Lebenszeit ist kostbar. Gerade erfolgte der Spatenstich zum Neubau des Caritas-Hospizes Reinickendorf. Es wird das zweite katholische Hospiz im Erzbistum Berlin, auch ein Zeugnis unseres christlichen Glaubens und unserer Hoffnung.
Der Tod gehört untrennbar zu unserem Leben. „Verlass mich nicht, wenn ich sterbe!“ sagte Frau Meyer zu ihrer Hospizbegleiterin. Einfach da sein, noch etwas aussprechen was auf der Seele liegt. Selbstbestimmt ohne Schmerzen gehen dürfen, wenn es einmal soweit ist. Dazu können wir viel beitragen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!