Aus christlicher Überzeugung Widerstand geleistetStolpersteine für drei Katholiken verlegt

Für die katholischen Christen Gertrud Jaffé, Alfred Andreas Heiß und Dr. Paul Lejeune-Jung wurden in Charlottenburg-Wilmersdorf an deren früheren Wohnorten am 24. April von dem bekannten Künstler Gunter Demnig Stolpersteine verlegt. Beteiligt an den Verlegungen waren neben den Initiatoren und Vertretern der Stolperstein-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf Mitglieder des Diözesanrates und der jeweiligen Kirchengemeinden, Pfarrer, Hausbewohner sowie auch Mitglieder der Familie Lejeune-Jung. Das Leben der Geehrten wurde dabei durch Anwesende jedes Mal angemessen gewürdigt.

Auf den Spuren der Glaubenszeugen

Die einer jüdischen Familie entstammende Gertrud Jaffé, die sich 1936 taufen ließ, arbeitet an der Seite von Dr. Margarete Sommer im „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, das sich insbesondere um Katholiken jüdischer Herkunft, aber auch um nicht zum christlichen Glauben konvertierte Juden kümmerte. Gertrud Jaffé betreut viele von ihnen, bis sie im September 1942 die Aufforderung zur Deportation erhält. Sie taucht unter, wird aber verraten und im September 1943 nach Theresienstadt und später nach Auschwitz deportiert. Ihre Spur verliert sich im KZ Stutthof.

Alfred Andreas Heiß kommt aus Franken nach Berlin, wo er zunächst im mittleren Justizdienst tätig ist. Nach kritischen Äußerungen gegenüber dem Nationalsozialismus wird er 1935 für etwa ein halbes Jahr im KZ Columbia in Berlin-Tempelhof in Schutzhaft genommen. Er sieht deutlich den Widerspruch zwischen christlichem Glauben und nationalsozialistischer Ideologie und erklärt 1940, als er zum Wehrdienst einberufen wird, dass er es ablehnen müsse, für den nationalsozialistischen Staat als Soldat Dienst zu tun, weil der Nationalsozialismus antichristlich eingestellt sei. Am 20. August 1940 wird er wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 24. September 1940 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

Der vielseitig gebildete Dr. Paul Lejeune-Jung, der in der deutschen Papier- und Zellstoffindustrie  berufliche Karriere gemacht hat, ist politisch – zunächst in der Deutsch-Nationalen Volkspartei, später in der Zentrumspartei – stark engagiert. 1930 entwirft er bereits ein Konzept zur deutsch-französischen Verständigung und zur Entwicklung eines europäischen Marktes. Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 wird Lejeune-Jung mit seinen Ideen ins politische Abseits gedrängt. Eine politische Zusammenarbeit mit den Nazis ist für ihn als Katholiken undenkbar. Schließlich kommt er Anfang der 1940er Jahre mit der Widerstandsgruppe um Carl Friedrich Goerdeler, dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister, in Kontakt. Auf dessen Bitte hin formuliert Lejeune-Jung ein wirtschaftspolitisches Konzept für die Zeit nach dem Ende der Hitler-Diktatur. In der Folge des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944 wird er verhaftet und wegen Hochverrats am 8. September 1944 zum Tode verurteilt. Am gleichen Tag wird er in Berlin-Plötzensee erhängt.

Gedenken wachhalten

Die Initiative für die Stolpersteinverlegung hatte u. a. der frühere Vorsitzende des Diözesanrates, Dr. Jürgen Meyer-Wilmes ergriffen, dem das Gedenken an im NS-Widerstand engagierte katholische Laien ein besonderes Anliegen ist. Vor einigen Monaten gab er die Broschüre „Laien legen Zeugnis ab“ heraus, die Lebensbilder verschiedener Glaubenszeugen enthält, darunter auch der oben genannten. In verschiedenen Veröffentlichungen hat in den vergangenen Jahren auch der Diözesanrat auf Erinnerungsorte aufmerksam gemacht. Mit dem Faltplan „Gedenkorte im Erzbistum Berlin“, der bald in zweiter ergänzter Auflage erscheint, soll das Gedenken an die mutigen Menschen, die sich während der NS-Zeit aus christlicher Überzeugung für Bedrohte eingesetzt und ihre Stimme gegen das bestehende Unrecht erhoben haben, wachgehalten werden.