Berlin (KNA) Berlin braucht aus Sicht von Erzbischof Heiner Koch mehr Religion. "Ich erlebe Berlin übrigens nicht als religionsfeindlich, die Stadt tut sich mitunter schwer mit Religion", sagte Koch im Interview der "Berliner Morgenpost" (Sonntag, online). Es gebe keine nicht-religiösen Menschen. "Die Grenze zwischen gläubig und ungläubig ist ohnehin fließend. Ich habe etliche Menschen kennengelernt, die sehr gläubig sind, obwohl sie keiner Kirche angehörten."
In der Bundeshauptstadt habe er gute Kontakte zu allen Parteien der rot-rot-grünen Landesregierung. "Was die Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale angeht, stehen wir in Verhandlungen mit Regierung und Verwaltung", sagte Koch. Kritische Stimmen habe er stets sehr ernst genommen. Es gehe nicht nur um architektonische Fragen. "Seit meinem Amtsantritt habe ich viele sehr persönliche und emotionale Geschichten gehört, die die Menschen mit ihrer Kathedrale haben." Er selber sei vom "theologisch-liturgischen Konzept" der Umgestaltung überzeugt, so der Erzbischof.
Angesichts der geplanten Gründung eines Instituts für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität sagte Koch, dass man auf einem guten Weg sei. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es im neuen Jahr gute Lösungen geben werde. "An der Humboldt-Universität befindet sich die evangelische theologische Fakultät, dort ist die islamische Theologie vorgesehen, da werden sich viele Möglichkeiten der Kooperation ergeben."
Mit Blick auf die katholische Schullandschaft in Berlin sagte Koch, dass in den vergangenen Jahren zwar keine neuen Einrichtungen gegründet worden seien, allerdings seien die Kapazitäten der bestehenden 26 Schulen vergrößert worden. "Die für eine Neugründung nötigen Eigenmittel und finanziellen Verpflichtungen können wir nicht aufbringen." Einer der Gründe, warum Eltern Kinder auf diese Schulen schicken wollten, sei ein gutes Klima, "die hohe Wertschätzung des Einzelnen". Auch sei das Leistungsniveau hoch. "Zudem glaube ich, dass gerade auch nichtchristliche Eltern ihren Kindern etwas mitgeben wollen, was sie ihnen selbst nicht mitgeben können."