Bundesweite Misereor-Aktion gegen Armut in der Welt eröffnet

Berlin (KNA) Die deutschen Katholiken haben am Sonntag in Berlin ihre Fastenaktion eröffnet. Sie wird vom Entwicklungshilfswerk Misereor getragen. In der Kreuzberger Kirche Sankt Marien Liebfrauen verwies Kardinal Rainer Maria Woelki auf das Motto der Fastenaktion: "Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen". Mit dem Leitwort ermutige Misereor "zu einer Haltung, die angesichts des Hungers in der Welt dringend Mitstreiter sucht", so der Berliner Erzbischof.

Im Rahmen der bundesweiten Misereor-Aktion findet am 6. April in allen Sonntagsgottesdiensten eine Kollekte statt. Im vergangenen Jahr erbrachte sie 16 Millionen Euro. Zusammen mit Zuschüssen des Bundes und der 27 deutschen Diözesen fördert Misereor damit 2.400 Projektpartner in 92 Ländern weltweit. Bei jeder Fastenaktion informiert Misereor besonders über die Situation in einem Beispielland, in diesem Jahr ist es Uganda. 

Woelki verwies auf die Lage vieler Kleinbauern in dem ostafrikanischen Land. "Sie gehören zu den 842 Millionen Menschen in unserer einen Welt, die nach offiziellen Statistiken hungern", sagte der Kardinal. Misereor helfe seinen Partnerorganisationen in Uganda bei Alphabetisierung, politischer Interessenvertretung und der Vermittlung neuer Anbaumethoden. Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel rief beim Auftakt zum Engagement "für eine Welt ohne Angst, Egoismus und Ungerechtigkeit" auf.

Nach dem Gottesdienst kritisierte die Vorsitzende der Berliner Grünen, Bettina Jarasch, in der ARD, dass Woelki in seiner Predigt das neue ugandische Gesetz nicht verurteilt hatte, das homosexuelle Handlungen streng bestraft. "Deutliche Worte" dagegen, wie sie aus dem Vatikan gekommen seien, wären hilfreich. Die Kirche habe in Uganda großen Einfluss, so Jarasch, die auch Vorsitzende des Gemeinderats von Sankt Marien Liebfrauen ist. Woelki erklärte dazu gegenüber dem Sender, beim Auftakt der Misereor-Aktion habe die Ernährungssicherheit im Vordergrund gestanden. Es sei nicht möglich, in einer Predigt alle Themen anzusprechen.

Die von der ARD übertragene Feier war von afrikanischen Rhythmen geprägt. Sie wurde von Gästen aus Afrika mitgestaltet, an ihrer Spitze der Vorsitzende der ugandischen Bischofskonferenz, Erzbischof John Baptist Odama. Nach Kirchenangaben wurden erstmals in einem katholischen TV-Gottesdienst kurze Filmsequenzen eingespielt. Mitarbeiter des Erzbistums Berlin hatten sie im Januar bei einem Besuch in Uganda aufgenommen.

In dem Gottesdienst begrüßte Woelki auch eine Gruppe von Wallfahrern. Sie waren in den vergangenen Tagen mit einem Misereor-Hungertuch von Aachen zur Eröffnung der Fastenaktion nach Berlin gezogen, um dafür zu werben. Hungertücher mit biblischen Motiven haben traditionell vor allem die Funktion, den Altarraum in der Fastenzeit zu verhüllen.