Seinem 65. Priesterjubiläum am 20. März 2014 gab der dienstälteste Geistliche des Erzbistums Berlin einen besonderen Akzent: Pfarrer Erwin Probst (92) feierte seinen Jubiläumsgottesdienst in den Anliegen der Priesterberufe. Als Festprediger hatte er dazu nicht einen Bischof oder Domherrn in seine frühere Pfarrkirche St. Augustinus in Berlin-Prenzlauer Berg eingeladen, sondern den jüngsten Priester des Erzbistums. Kaplan David Manthey aus Berlin-Neukölln war sich der Ehre durchaus bewusst, die ihm widerfuhr.
Die Sorge um die geistlichen Berufe ist für Erwin Probst allerdings kein neues Anliegen. Viele Praktikanten lernten bei ihm auf dem Weg zur Priesterweihe das Handwerk der praktischen Seelsorge. Viele dieser Praktikanten sind inzwischen selbst gestandene Pfarrer. Stellvertretend für sie dankte Domkapitular Msgr. Winfried Onizazuk, Pfarrer von St. Mauritius in Berlin-Lichtenberg, für die Begleitung. Von 1981 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Sommer 1992 war Erwin Probst zusätzlich zu den Aufgaben des Pfarrers auch geistlicher Leiter des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe.
Ruhestand war für Erwin Probst jedoch ein Fremdwort. Zehn Jahre lang ging er jede Woche in die JVA Tegel, um Gefangenen beizustehen und den Dienst des Beichtvaters zu versehen. Ein Schlaganfall zwang ihn schließlich zum Umzug in das St. Josefsheim in der Pappelallee und in den Rollstuhl, nicht aber zum Abschied vom priesterlichen Einsatz. Mit Zähigkeit und Selbstdisziplin erkämpfte er sich viele seiner Fähigkeiten zurück.
Seinen Jubiläumsgottesdienst feierte er – wenn auch im Rollstuhl – als Hauptzelebrant und auch die Regie für die anschließende Feier ließ er sich nicht nehmen. Dabei konnte er sich allerdings auf „seine Augustiner“ verlassen, denn im Prenzl’Berg versteht man zu feiern.