Die kleine Kapelle ist im St. Otto-Heim so etwas wie ein Geheimtipp. Doch folgt man der Ausschilderung, ist sie schnell und barrierefrei zu erreichen.
Zeitgleich mit der Renovierung der Kirche im Jahr 2005 entstand sie direkt unter der Apsis dort, wo sich früher ein Gästezimmer befand. Charakteristisch ist vor allem die rote Wand jeweils hinter den Altären, welche die beiden sakralen Räume symbolisch miteinander verbindet.
Zunächst wurde die kleine Kapelle provisorisch mit den alten Bänken der Kirche ausgestattet, allerdings auch mit einem schönen spätgotischen Flügelaltar von etwa 1460, der vorher lange Zeit verpackt auf der Empore der Kirche verbracht hatte.
Da viele die Ansicht teilten, dass die starren Kirchenbänke für den kleinen Raum ungeeignet sind, wurde nach einer Alternative gesucht: „Wir wollten eine gute Lösung, die zu den verschiedenen Gruppen und Veranstaltungen in unserem Haus passt“, so Pfarrer Olaf Polossek, der seit 2012 für die Usedomer Gemeinde „Stella Maris“ zuständig ist.
Diese besteht nun aus sehr filigran gestalteten Andachtsstühlen, welche ein aufmerksames Sitzen ermöglichen, den kleinen Raum jedoch optisch nicht einengen. Sie können je nach Bedarf umgestellt werden und bieten die gewünschte Flexibilität. Ein Teil der Stühle ist außerdem mit hochklappbaren Kniebänken ausgestattet, um beispielsweise auch eine würdige Form der eucharistischen Anbetung zu ermöglichen.
Die Gestaltung der Stühle beruht auf einem Entwurf des österreichischen Künstlers Leo Zogmayer. Ursprünglich hatte er diese für den neuen Kirchenraum der deutschsprachigen Auslandsgemeinde St. Paulus in Brüssel entworfen. Auch dort weicht das Raumkonzept von der traditionellen „Frontalsituation“ ab. Durch die kreisförmige Anordnung der Stühle wird der Gedanke der „Comunio“, der Gemeinschaft, direkt auf das Sitzkonzept übertragen. Diese Idee verfolgte Polossek auch mit der kleinen Kapelle. „Der Altar und der Ambo stellen praktisch die Brennpunkte einer liturgischen Ellipse dar, um die nun die Stühle angeordnet sind“, erklärt er. Dass gerade Leo Zogmayer, der auch am Preisträgerentwurf für die Umgestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale beteiligt war, die Stühle für die kleine Zinnowitzer Kapelle designt hat, freut auch eine Besucherin der Kapelle: „damit ist das Otto-Heim der Bischofskirche ein Stuhlbein voraus.“
Finanziert wurde die neue Bestuhlung zu jeweils einem Drittel vom St. Otto-Heim, der Kirchengemeinde sowie dem Bonifatiuswerk. Komplett fertiggestellt ist die Meditationskapelle allerdings noch nicht. „Wir benötigen noch bunte Fenster als Sichtschutz“, sagt Schwester Agnes, die seit 2005 im Otto-Heim lebt und arbeitet. „Doch dafür fehlt uns im Moment leider das Geld.“ Im Moment schirmen noch graue Rollos den Raum von dem Trubel auf dem Gelände ab.
Die Besucherin ist von der kleinen Kapelle begeistert: „Wenn man die große Tür öffnet, fühlt man sich schon hineingenommen in diesen schönen Raum. Auch durch die Beleuchtung entsteht eine besondere Atmosphäre, die wie geschaffen für eine Taizé-Andacht scheint.“