Leipzig (KNA) Offene Münder und leuchtende Augen: Auch so geht Katholikentag. Besucher konnten es abseits des großen Rummels auf einem Abstellgleis des Leipziger Hauptbahnhofs erleben. Dort hieß es am Samstagnachmittag: "Alles einsteigen, bitte!"
Unter diesem Motto hatte der katholische "Familienbischof" Heiner Koch die kleinen Teilnehmer des Christentreffens zu einer Lesung eingeladen. In einen blaugelben Salonwagen der ehemaligen DDR-Reichsbahn, gleich hinter einer alten Dampflok auf dem Oldtimer-Bahnsteig. Dutzende Eltern und ihre Sprösslinge kamen und warteten geduldig, bis es losging.
"Schön, dass Ihr da seid", rief Koch durch das geöffnete Abteilfenster und bat sein junges Publikum in den ungewöhnlichen Veranstaltungsort. "Schaut mal, wie neidisch die da draußen schauen, weil sie nicht rein können", wies er auf die Väter und Mütter auf dem Bahnsteig. Der Berliner Erzbischof fühlte sich sichtlich wohl, auch wenn die Temperatur in dem historischen Waggon Schweiß treibende Höhen erreichte. "Als Kind wollte ich Zugführer werden", verriet er.
"Die Geschichte stammt aus einem dicken Buch von Jesus", führte Koch seine kleinen Zuhörer dann in die Materie ein. "Wie heißt es noch mal?", fragte er. "Bibel" schallte es ihm fachkundig entgegen. Ein Zuckerschlecken war dieser Termin für den Erzbischof dennoch nicht. Über 300 Zeilen lang ist die in Balladenform umgedichtete Geschichte von Jona und dem Walfisch "und der schönen Stadt Ninive", die er fast eine halbe Stunde lang vortrug. Als Zugabe hatte er noch eine kurze "Quatschgeschichte" - das "Schnurpsenkonzert" von Michael Ende, ein Lieblingsautor des Erzbischofs.
Der achtjährigen Anna aus Erfurt hat es nach eigenem Bekunden gut gefallen, vor allem die Vorstellung, wie der Walfisch Jona wieder ausspuckte. Viel mehr wollte sie aber nicht dazu sagen und legte ihr Köpfchen auf die ausgebreiteten Arme. Katholikentag ist eben manchmal anstrengend, auch beim Kinderprogramm.
Koch hat es ebenfalls Spaß gemacht: "Darauf habe ich mich besonders gefreut", sagte er anschließend. "Auf Podien weiß man ungefähr, was kommt, aber das war neu für mich." Auch für Katholikentage war die bischöfliche "Kinderstunde" eine Premiere, so der Radiojournalist Daniel Heinze. Er hatte sich in der Kommission für das Kulturprogramm des Katholikentags dafür stark gemacht. Nun freute er sich über den unerwartet guten Zuspruch für seine Initiative.