An diesem Sonntag endet in Rom die außerordentliche Bischofssynode. Zwei Wochen lang haben Kardinäle, Bischöfe und Laien aus aller Welt über die Lage der Familie diskutiert. Und dabei ihren Blick auf die Welt verändert.
Konkrete Ergebnisse wird es nicht geben. Das war auch nicht das Ziel der Synode. Sie war Auftakt für einen weltweiten Diskussionsprozess über Partnerschaft, Ehe und Familie. Im Oktober 2015 soll die ordentliche Bischofssynode dem Papst Beschlüsse vorschlagen. Wie die aussehen werden, ist noch unklar. Klar ist: Die Kirche verändert ihren Blick auf die Welt. In einer Zwischenbilanz der Synode werden mit Blick auf Paare ohne Trauschein, auf wiederverheiratet Geschiedene und andere, die nicht im kirchlichen Idealzustand leben, nicht Mangel und Sünde hervorgehoben, sondern die guten Seiten, die Chancen, die in solchen Beziehungen stecken. „Das ist eine neue Haltung – die Kirche schaut positiv auf die Welt“, lobt Ute Eberl. Die Familienreferentin aus dem Erzbistum Berlin nimmt als Gasthörerin an der Synode teil. Wenige Tage vor Ende der Synode zeigt sich Eberl erfreut über den Verlauf. „Ich freue mich, dass sich eine Haltungsänderung anbahnt. Die Fenster sind geöffnet.“ Bischof Bruno Forte, Sondersekretär der Synode, spricht von einer „Kirche, die voller Sympathie auf die Welt schaut, die nicht die Richterpose einnimmt“.
Die Bandbreite der Debatte ist groß: Es geht um die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen von Familien, um theologische Grundlagen, aber auch und vor allem um die Schwierigkeiten von Partnerschaft und Familie. So waren die „heißen Eisen“ – wiederheiratet Geschiedene, Homosexualität, Sexualmoral – auch Schwerpunkte der Synode. Die unauflösliche Ehe von Mann und Frau steht nicht zur Diskussion. Niemand will das katholische Ehe- und Familienideal aufgeben. Aber: Die Synodenväter sehen, dass der bisherige Umgang der Kirche mit Menschen, die nicht diesem Ideal entsprechen, eine Grenze erreicht hat.
„Da stehen sehr konträre Aussagen nebeneinander“
Generelle Antworten auf die vielfältigen Lebenslagen der Menschen funktionieren nicht mehr. „Der Haltung ‚alles oder nichts‘ wird genauso eine Absage erteilt wie der Haltung ‚Es ist alles egal‘“, beschreibt Eberl die Einstellung der Synode. Diskutiert wird über eine neue Sprache zur Vermittlung des Familienideals, über bessere Ehevorbereitung und schnellere Annullierungsverfahren und auch über die Zulassung wiederheiratet Geschiedener zur Kommunion. Ein einheitliches Meinungsbild in dieser Frage gibt es nicht. Und trotz der offenen Atmosphäre: „Da stehen schon sehr konträre Aussagen nebeneinander“, sagt Ute Eberl. Bei der Zwischenbilanz der Synode gab es viele kritische Wortmeldungen.
Dennoch: Nach den Synoden wird es Veränderungen geben, auch wenn das Zeit braucht: „Wir können aber auch nicht diesselben Antworten geben wie vor 20 Jahren“, erklärt Diarmuid Martin, Erzbischof von Dublin.
Und der Papst? Er nimmt an fast allen Synodensitzungen teil, macht sich Notizen – und schweigt in der Debatte. Damit mache er die offene Diskussion erst möglich, sagt Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan. Doch ganz verstummt ist Franziskus nicht. In einer Werktagsmesse predigte er über die Einstellung zu religiösen Gesetzen und betonte, „dass dieses heilige Gesetz kein Selbstzweck ist“. Das darf man getrost als päpstliche Richtungsempfehlungen deuten. Denn naiv ist dieser Papst sicher nicht.