Und plötzlich tobt der Krieg in Europa. Beten alleine reicht nicht! Wir müssen mehr tun. Seit zwei Jahren stehen zwei Etagen leer im Pfarrhaus von Sankt Ludwig. Wie wäre es, wenn wir diese für Geflüchtete aus der Ukraine öffnen würden? Die Idee ist plötzlich da und bahnt sich ihren Weg. Die Gemeinde allein könnte sich übernehmen, wir wissen ja, wie es 2015 war! Wir wenden uns an die Caritas. Sie hat Erfahrung und kann uns gut beraten. Sofort keimt der Gedanke: In Kooperation Sankt Ludwig-Caritas könnte ein Ukraine-Zentrum entstehen, wo geflüchtete Frauen mit Kindern für erstmal ein Jahr Zuflucht finden und andere Begleitung, Beratung durch die Caritas erfahren könnten.
Die Gremien geben grünes Licht auf beiden Seiten. Nun heißt es in die Hände spucken: Die Etagen müssen geputzt, die Elektrik kontrolliert, eine Gittertür eine Etage höher versetzt, eine kleine Schlüsselanlage eingerichtet, Spenden eingeholt werden. Dank Ikea bekommen wir Betten, Matratzen und Nachttische, Korsukiewicz spendet Geschirr, die KAS kann Kleiderschränke und Stühle beisteuern, aus der Gemeinde kommen Couch, Tische, Sessel, Teppiche, Geschirrschränke und Regale, und die vom EBO ausgebaute Küche der Franziskaner, die keine Nutzung gefunden hat, kann an Ort und Stelle zurückkommen.
Am 31. Mai sind die ersten Frauen eingezogen und seit dem 1. Juni haben die Caritas-Mitarbeiterinnen ihren Dienst angetreten. Seitdem wachsen wir zusammen. Was noch fehlt wird nach und nach irgendwie beschafft und das Wichtigste: Die Frauen und die Kinder kommen zur Ruhe, entspannen sich langsam und beginnen zaghaft mit uns Gemeinde Kontakte zu knüpfen. Wir begeben uns gemeinsam auf einen langen Weg der Freundschaft und hoffen zusammen, dass der sehnlichste Wunsch der ukrainischen Frauen bald in Erfüllung geht: nach Hause fahren zu können. Dafür beten wir.
Mit einer Spende auf das Konto der Katholischen Kirchengemeinde St. Ludwig,
IBAN DE41 1004 0000 0770 1006 05, Stichwort: Ukrainezentrum, können Sie unsere Arbeit unterstützen. Herzlichen Dank.
Hintergrund:
Die Idee der Caritas-Ukraine-Zentren ist es, durch enge Kooperation von Kirche und ihrer Caritas Menschen, die infolge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine fliehen mussten, einen Ort der Begegnung, Beratung, Begleitung und Selbstorganisation zu schaffen.
Die Katholische Kirche im Erzbistum Berlin bietet mit ihren Pfarreien/Gemeinden, Verbänden und Gruppen sowie in aller Regel vorhandenen Räumlichkeiten ideale Voraussetzungen zur Schaffung solcher Knotenpunkte. Im engen Austausch mit der Zielgruppe sollen gemeinsam Angebote nach Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ entwickelt werden. Dabei arbeiten Kirche und ihre Caritas Hand in Hand; jeder Partner bringt seine Stärken ein:
- Die Gemeinde stellt die Räumlichkeiten – vor allem für Begegnung und Beratung –, bietet seelsorgerische Unterstützung an, bringt das Engagement der Gemeindemitglieder ein und wirbt für mehr freiwillig Engagierte vor Ort.
- Die Caritas bringt (mit ihren Tochtergesellschaften und Fachverbänden) eine hauptamtliche Koordination, fachliches Knowhow, ihr Netzwerk und, falls nötig, weitere ehrenamtliche Ressourcen mit und sorgt für zumindest punktuelle Beratungskapazitäten.
- Gemeinsam werden die kirchlichen und kommunalen Strukturen sowie zivilgesellschaftlichen Akteure/Netzwerke im Sozialraum einbezogen, um Angebote der Entlastung für geflüchtete Menschen zu schaffen und ihnen ihrerseits Freiräume zur Eigeninitiative zu ermöglichen. Geflüchtete Menschen werden so von Anfang an einbezogen in die Frage, was sie vor Ort benötigen, um für sich hier wie auch für Menschen in der Heimat aktiv zu werden.
- Perspektivisch können diese Räume für weiterführende, auch externe Angebote genutzt werden, etwa Deutschkure, Willkommensklassen, Freizeit- und Bildungsangebote, psychosoziale Arbeit u.a.m.
Zielgruppen sind vor allem die infolge des Krieges in der Ukraine neu zugereisten Menschen mit überdurchschnittlich vielen vulnerablen Personen (Kinder, ältere Menschen, Frauen, kranke und beeinträchtigte Personen), die zu großen Teilen in beengten Verhältnissen in privaten Unterkünften aufgenommen wurden. Die ehrenamtlichen Unterkunftsgeber:innen, die z.T. erheblichen Belastungen ausgesetzt sind, benötigen beratende Unterstützung insbesondere im Hinblick auf weitere behördliche Schritte und adäquate Anschlussunterbringung und gehören ebenfalls zur Zielgruppe. Auch ehrenamtlich Engagierte werden begleitet, gefördert, qualifiziert und entlastet. Die Zentren sind offen für alle Menschen, die Unterstützung benötigen.