Heimaterde auf LeinwandMISEREOR-Aktion mit gemalten Biographien

Foto: Henry Schürmann

Das aktuelle Misereor- Hungertuch „Mensch wo bist du?“  öffnet in Gemeinden, Schulen und Gruppen Raum für Kreativität und Dialog. Bei einem Workshop im  November in der Marienschule in Berlin-Neukölln trafen sich Schülerinnen und Schüler und Senioren zum einem Generationenexperiment.

Ein Kunstwerk mit Heimaterde? Erde als Symbol für „Bewahrung der Schöpfung“? Die Fragezeichen sind den Gesichtern der Teilnehmenden der MISEREOR-Aktion anzusehen. Eine Stunde später hören sich jeweils drei Jugendliche und eine Seniorin oder ein Senior gegenseitig beim Erzählen ihrer Lebensgeschichten zu. Zu viert sitzen oder stehen sie um Tischgruppen und berichten, woher sie die Erde für ihre Bilder mitgebracht haben, welche Erfahrungen sie mit „Heimat“ verbinden.

„Die Erde habe ich vom Grab meiner Oma,“ erklärt ein Schüler. „Die bedeutet mir etwas.“ „Meine Erde ist aus dem Garten, wo unsere Haustiere begraben sind,“ sagt eine Schülerin. Die Seniorinnen und Senioren zeigen sich erstaunt über den Erfahrungsreichtum der Jüngeren.

Drei Tage lang war ein Konferenzraum der Marienschule als Mal-Studio umgebaut: Malerflies auf dem Boden, Leinwände, Pinsel, Acrylfarben und Drucke des MISEREOR-Hungertuchs 2019-2020 von Uwe Appold aus Flensburg.

Der leitete einen Leistungskurs Kunst an, unter dem Motto „Mensch, wo bist du?“ mit Senioren ins Gespräch und ins Malen zu kommen und dabei die mitgebrachte Erde als plastische Farbe einzuplanen. Gemalt wird jeweils die Geschichte der anderen Generation. Als Einstieg gab es einen Exkurs in die abendländische Farb- und Formensymbolik, wo Blau für das Weibliche steht (Schutzmantel Mariens) und Rot für das Männliche, anders als es die heutige Werbung es immer noch suggeriert.

„Mensch, wo bist du?“ ist auch Titel des aktuellen MISEREOR-Hungertuchs. Die Kursteilnehmenden übersetzen weitergehende Fragen in ihre Bilder: Wo bin ich in dieser Welt? Wofür setze ich mich ein? Die Sorge um das Klima der Erde und zwischen den Menschen ist auch hier ein Thema und verbindet mit den Anliegen MISEREORs: Wie gehen wir miteinander um? Müssen wir nicht zuerst hier einander richtig zuhören, um dann globale Probleme angehen zu können?

Die fertigen Bilder werden bis zum Sommer in Berlin ausgestellt, jeweils vier zusammengefügt als Tau-Kreuz. Ab Februar hängen sie im MISEREOR-Büro (Chausseestraße 128). Dort freut man sich auch über die außergewöhnliche Spende von 20.000 Euro, die  die Schülerinnen und Schüler der Marienschule allein mit ihrem MISEREOR-Lauf 2019 gesammelt haben. Das Geld ist für die Kinder- und Jugend-Initiative „Butterflies“ in Indien bestimmt. Die kümmert sich um Straßenkinder und geht gegen Kinderarbeit und Missbrauch vor.