Schülerinnen und Schüler der Berliner Schulen St. Marien haben Ruder gestaltet, um Bundesumweltministerin Barbara Hendricks symbolisch zum Kurswechsel aufzufordern.
Ganz vorne liegen die Ruder. Sie sind grün, blau, rot, gelb. Auf einem ist ein Mädchen zu sehen, das die Hände vors Gesicht schlägt. Im Hintergrund weht über rauchenden Fabrikschloten eine deutsche Fahne. Ein anderes Ruder zeigt eine monströse Tsunami-Welle. Auf einem Dritten treibt ein toter Fisch in ölverseuchtem Wasser.
Doch es gibt auch Bilder, die Hoffnung verbreiten. Auf einem Ruder stehen beispielsweise “Help” und “Hope”– Hilfe und Hoffnung. “Die Menschen auf den Philippinen brauchen unsere Hilfe, aber das ist zu wenig. Sie brauchen auch Hoffnung”, sagen die beiden Schülerinnen, die das Ruder gestaltet haben.
Rund 75 Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen der katholischen Schulen St. Marien in Berlin-Neukölln haben im Rahmen der MISEREOR-Aktion KURS-WECHSEL 50 Ruder gestaltet. Im Unterricht haben sie sich mit den Folgen des Klimawandels auf den Philippinen beschäftigt – und mit den Verursachern. Zwar sind es die Filipinos und Filipinas, die unter dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung leiden. Doch die Hauptverursacher kommen aus den Industrieländern. Deshalb haben die Achtklässler Forderungen aufgestellt, die sie Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Donnerstag, 12. März, überreicht haben.
Die Forderungen
- Wir fordern Sie auf, sich im Sinne des Umweltschutzes dafür einzusetzen, dass Abfall und Chemikalien nicht in den Meeren landen und dort die Nahrungsquelle der Menschen verseuchen.
- Wir fordern Sie auf, sich dafür einzusetzen, dass die Hilfsprojekte und die Ideen der Menschen, mit den Klimaveränderungen zurechtzukommen, unterstützt werden.
- Wir fordern Sie auf, sich beim nächsten Klimagipfel in Paris dafür einzusetzen, dass Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung und für höhere Anforderungen an den Umweltschutz vereinbart werden.
- Wir fordern Sie auf, sich dafür einzusetzen, dass die Menschen bei Naturkatastrophen Hilfe erhalten und dass in Maßnahmen investiert wird, die die Auswirkungen der Naturkatastrophen für die Menschen vermindern.
Massengrab in Tacloban
“Die globalen Zusammenhänge sind im Alltag nur schwer erfahrbar”, sagt Johannes Weischede, Rektor des Gymnasiums. Umso wichtiger sei die Aufgabe der Schule, diese zu vermitteln. Und umso mehr freut es ihn und den Rektor der Integrierten Sekundarschule, Michael Kiebel, dass Politik und Kirche die Anliegen der Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und mit ihnen diskutieren. Für Weischede steht mit Blick auf das Leitwort der MISEREOR-Fastenaktion fest: “Neu zu denken, führt zu Veränderungen und seien sie noch so klein.”
Und Veränderungen sind dringend notwendig.
Der Klimawandel, so MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel, sei eine Frage von Gerechtigkeit und Solidarität. Er selbst habe erst vor sechs Wochen ein Massengrab in Tacloban besucht, der Stadt, die 2013 mit am stärksten unter Super-Taifun Haiyan gelitten hat. “Dort standen 2000 Kreuze mit verschiedenen Geburtsdaten – und einem einzigen Todestag: Dem 8. November”, erinnert sich Spiegel. Diesen Tag, ist er sich sicher, werden die Menschen auf den Philippinen nie vergessen. An Barbara Hendricks appelliert er angesichts der dramatischen Folgen des Klimawandels: “Machen Sie die Allianzen, die nötig sind, damit der Kurswechsel gelingt.”
“Was würde es bedeuten, wenn Deutschland ganz verschwinden würde?”, fragt Barbara Hendricks die Schülerinnen und Schüler. Kaum vorstellbar für uns. Aber für viele Inselstaaten eine konkrete Bedrohung angesichts des steigenden Meeresspiegels.
Immer wieder höre sie die Frage, was denn ein Einzelner gegen den Klimawandel bewirken könne. “Dabei kann jeder etwas tun! Etwa bei kurzen Wegen das Auto stehen lassen oder den Stand-by-Schalter nachts ausmachen. Aber ich will die Verantwortung nicht auf euch schieben”, betont sie und verweist auf die Verantwortung der Politik für eine konsequente Klimapolitik.
Verpflichtendes Klima-Abkommen
Die Achtklässler stellen anschließend viele Fragen an die Ministerin. Was sie von Merkels Kampf gegen Japans Atomkraftpläne hielte etwa. Oder was die Ministerin in ihrer Amtszeit noch konkret ändern wolle. Hendricks steht Rede und Antwort. Am Ende nimmt sie die Aufforderungen zum Kurswechsel aus der Marienschule mit ins Ministerium und verspricht, sich auf der UN-Klimakonferenz in Paris für ein verpflichtendes Abkommen einzusetzen, um den Klimawandel zu stoppen.