Resolut und sensibelVor fünf Jahren starb die CDU-Politikerin Hanna-Renate Laurien

Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F082417-0021 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA

Berlin (KNA) "Hanna-Granate" nannten Freund und Feind sie wegen ihres charmant-resoluten Auftretens, und sie konnte darüber schmunzeln. Stets Respekt und oft Sympathie brachten selbst Gegner Hanna-Renate Laurien entgegen, die am 12. März vor fünf Jahren im Alter von 81 Jahren starb.

Als Kultusministerin und Parlamentspräsidentin stand die gebürtige Danzigerin in der CDU immer für einen anderen Politik-Stil als den des Kungelns in Hinterzimmern. Auch im kirchlichen Engagement, ihrer zweiten großen Leidenschaft, war sie für klare Worte bekannt, auch wenn ihre Stimme aus Altersgründen in ihren letzten Jahren seltener zu vernehmen war.

Zur Politik fand die Tochter eines Chemikers und einer Lehrerin erst als Seiteneinsteigerin. Schon als kleines Mädchen hatte sie als Berufswunsch "Studienrätin" angegeben. So studierte sie Germanistik, Anglistik, Slawistik und Philosophie in Berlin und ging nach ihrer Promotion in den nordrhein-westfälischen Schuldienst. Als Direktorin eines Kölner Gymnasiums setzte sie sich unter anderem dafür ein, dass eine schwangere Schülerin entgegen der damaligen Praxis Abitur machen konnte. Die Pädagogin mit Leib und Seele blieb auch in der späteren Politikerin stets erkennbar.

Helmut Kohl holte Laurien 1970 als Staatssekretärin nach Mainz. Als ihr Chef Bernhard Vogel Ministerpräsident wurde, folgte sie ihm als Kultusministerin nach. Richard von Weizsäcker rief sie nach seiner Wahl zum Regierenden Bürgermeister 1981 als Schulsenatorin nach Berlin. Nach der Wiedervereinigung wurde sie bis 1995 erste Präsidentin des Abgeordnetenhauses - nach eigenen Worten der "krönende Schlussstein" ihrer politischen Laufbahn.

Außer als Bildungspolitikerin wurde Laurien vor allem als profilierte Katholikin bekannt. Dabei stammte sie aus einer evangelischen Familie - ihre Schwester war evangelische Pfarrerin in Berlin-Spandau - und konvertierte erst mit 24 Jahren zur katholischen Kirche. Von 1968 bis 2004 war sie Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Zudem gehörte sie dem Präsidium der Würzburger Synode an und war von 1991 bis 2000 Vorsitzende des Berliner Diözesanrates der Katholiken.

Obwohl auch in der Theologie Seiteneinsteigerin, scheute Laurien etwa auf Katholiken- und evangelischen Kirchentagen nicht vor Kontroversen in kirchlichen Streitfragen zurück. Unter anderem plädierte sie - so der Untertitel eines ihrer Bücher - "für eine faire Diskussion über das Priestertum der Frau". Und immer wieder gehörte sie zu den engagierten Befürwortern der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Zu den zahlreichen Auszeichnungen Lauriens gehört auch ein Ehrendoktor der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.

Wie vielfältig ihre Interessen insgesamt waren, belegten ihre zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten, sei es im Katholischen Frauenbund, in der Kreisau-Initiative, in der kirchlichen Aidshilfe "KIRCHE positHIV" oder im Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie". Und nicht nur aus biografischen Gründen gehörte auch die Ökumene stets zu den zentralen Anliegen Lauriens.

Über ihr Engagement auch für die deutsch-polnische Versöhnung informiert bis zum 27. März eine Ausstellung im Berliner Abgeordnetenhaus. Die Schau in deutscher und polnischer Sprache entstand 2013 anlässlich der Übergabe von Lauriens Privatbibliothek an die Theologische Fakultät der polnischen Universität Opole (Oppeln).