"Seht, da ist der Mensch"Abend der Begegnung am Berliner St(r)and

Foto: Walter Wetzler

Am Mittwoch, 25. Mai hat der 100. Katholikentag in Leipzig begonnen. Das Erzbistum Berlin war natürlich dabei, dieses Jahr mit einer Strandbar. Am Kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz konnten die Passanten sich am Berliner St(r)and erholen und sich über das Erzbistum Berlin informieren.

Herzlich Willkommen am Berliner Strand

Am Mittwochnachmittag warten am Berliner St(r)and Sand, Buddelförmchen, Liegestühlen und Sonnenschirme nur noch auf Besucher. Das Erzbistum Berlin will den Gästen des Katholikentags zeigen, dass es mehr zu bieten hat als nur Hauptstadt – nämlich weite Landschaften, Ruhepole und natürlich die Ostseeregion.

An einer Schnur hängen selbstgemachte FlipFlops aus Pappe mit Bibelsprüchen. Beate Münster, Mitarbeiterin in der Jugendseelsorge, hilft einem Jungen beim FlipFlop-Basteln. „Wir wollen, dass die Leute merken, dass man aus Müll was Schönes machen kann. Aber es geht auch darum, sich mit den Menschen hier über diese Frage auszutauschen: Wer begleitet mich in meinem Leben?" erklärt Beate Münster.
Am Berliner Stand kann man auch Flaschenpost schicken. Dafür hängt Charlotte Kießig Flaschen in Bäumen auf. So kann jeder frohe Botschaften hinterlassen und selber aus den Flaschen einen Zettel mitnehmen.

Die Helfer der Katholische Landjugendbewegung (KLJB) bereiten kostenlose Cocktails zu, die sie später anbieten werden. Torben, 16 Jahre alt, bleibt trotz der Hektik gelassen. Auf der Bar steht ein Mini-Beachvolleyballfeld. „Jedes Mal dass man uns eine Spende machen wird, werden wir das kleine Volleyballfeld mit Sand füllen. Ich hoffe dass viele mitmachen werden, wir brauchen nämlich viel Sand fürs Volleyballfeld unseres Landjugendhauses!“, sagt Torben.

„Seht, da ist der Mensch!“: ein vielfältiges Thema

Ein paar Meter weiter bereiten die Schüler der Katholischen Schule Sankt Franziskus ihre Postkarten-Aktion vor. „Es sind Postkarten mit Fotos, die wir in Berlin zum Thema 'sozialkritische Dokumentation' selber gemacht haben“, erzählt Julia, eine Schülerin. Auf den Fotos werden Kontraste zwischen Armen und Reichen in Berlin hervorgehoben. „Ich hoffe, dass man durch unsere Aktion mehr auf Kontraste achten wird“, sagt Julia. Eine Anspielung an das Thema des Katholikentags: „Seht, da ist der Mensch!“

Das Thema „Sehen“ wird auch von den Schülern der Katholischen Schule Sankt Franziskus weiter aufgegriffen. Die Schüler lassen Luftballons steigen und bewerfen sich gegenseitig mit Farbpulver. Frau Valdera, Leiterin des Kunst-Leistungskurses, erklärt: „Durch die Farbe wollen wir den Menschen hervorheben“.

Auch Erzbischof Dr. Heiner Koch betont, wie wichtig das Thema „Sehen“ in den Vorbereitung des Katholikentages gewesen sei. Auf dem Leipziger Marktplatz erinnert er sich im Rahmen der Katholikentagseröffnungsparty an die Vorbereitungen für den Katholikentag, die er bis 2015 als Bischof Dresden-Meißens begleitet hat: „Die Vorbereitungen waren eine Schule des Sehens und des Lernens: jeder Christ wurde für die anderen zum Optiker. Jetzt sehe ich die Kirche als eine Sehgemeinschaft.“ Für ihn ist das Thema des 100. Katholikentags ein Zeichen der Offenheit: „Wir wollen hier auf dem Katholikentag mit unserem Thema alle Menschen verbinden: die Sterbenden, die Ungeborenen, die Geflüchteten.“

Ein voller Strand

Der kleine Wilhelm-Leuschner-Platz wird langsam voll. Die ersten Besucher stehen für die Cocktails an. Die Flaschenpost hat Erfolg und die original typischer Berliner Verpflegung von St. Dominicus auch. Der Erzbischof Koch ist natürlich auch dabei, und freut sich über die hohe Besucherzahl.

Auch Alois, ein Leipziger, freut sich: „Ich hoffe dass viele Katholikentagbesucher Leipzig gut in Erinnerung behalten werden und dass der Katholikentag etwas Positives bewirken wird!“, erklärt er.

Musik aus der Hauptstadt

Nach dem Gottesdienst versammeln sich die Passanten vor der Bühne der ostdeutschen Bistümer. Denn dort treten heute Abend mehrere Berliner Bands auf. Die Berlin-Brandenburger Band Patchwork ist als erste dran und lockt das Publikum mit scharfsinnigen Texten. Dann stehen die Schüler der Salvatorschule mit ihrer BigBand auf der Bühne. Die Passanten tanzen und es werden immer mehr, die Bühne befindet sich in optimaler Lage, in der Nähe des großen Marktplatzes. Danach sorgt Simon Benjamin, Singer-Songwriter, für eine kuschelige Atmosphäre. Das Publikum hebt die Feuerzeuge hoch

Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist der Auftritt von „Up to the streets“, einem Straßenmusikprojekt mit Verkündigungscharakter. Mitglieder des Straßenmusikprojekts verteilen im Publikum Material um Seifenblasen zu machen. Die Musik kommt gut an: viele Passanten bleiben stehen und tanzen. Geraldine, eine Malerin, die bei „Up to the streets“ singt, steigt auf eine Leiter und malt ein tanzendes Paar auf ein großes Blatt Papier. 

Ein gelungener Abend der Begegnung

Wolfgang Klose, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, erinnert beim gemeinsamen Abendgebet an die friedliche Revolution, die hier in Leipzig 1989 stattgefunden hat. Die Fürbitten richten sich an die Menschen in Krankheit und an Flüchtlinge.

Der Abend der Begegnung neigt sich dem Ende zu. Am Berliner Strand wird die Stimmung immer kuscheliger. Im Kerzenlicht sitzen die Besucher in Strandkörben oder in Liegestühlen und lassen den Abend ausklingeln.

 

Fanny Steyer, Jahrgang 1990, ist freie Journalistin. Fürs Erzbistum Berlin war sie zum ersten Mal auf einem Katholikentag und hat sich sehr darüber gefreut, dabei zu sein.

 

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