Kennen Sie den Film ‚Pilgern auf Französisch‘? Drei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein können, begeben sich in einer illustren Reisegruppe auf den Jakobsweg. Ihre Mutter hat das gemeinsame Pilgern nach Santiago de Compostela im Testament zur Bedingung erklärt, um das große Erbe auszahlen zu lassen. Trotz dieses allzumenschlichen Anlasses – der Pilgerweg hat die Drei nicht unberührt gelassen. Jeder kehrt als anderer Mensch nach Frankreich zurück!
So etwas gibt es nur im Film? Nicht ganz! Zugegeben – der Auslöser war kein zu vermachendes Erbe, sondern die spontane Idee, sich mit Anderen im wahrsten Sinn des Wortes auf einen Weg zu machen – und zwar in einer Gruppe, deren Teilnehmer sich vorher nicht kennen! So fanden sich auf meine Einladung hin fünfzehn Erwachsene, die bereit waren, sich auf den Camino – so heißt der Jakobsweg auf Spanisch – einzulassen. Die Jüngste ist 23, der Älteste 75, Männer und Frauen mit völlig unterschiedlichen Berufen und verschiedensten Lebenssituationen aus unserem Pastoralverbund Reinickendorf-Nord, vom Märkischen Viertel über Hermsdorf bis hinauf nach Bergfelde!
Wie fühlt es sich an, mit zunächst Unbekannten sich die Füße platt zu laufen, ein Pilgermenü zu teilen und gemeinsam in großen Gruppen-Schlafsälen zu übernachten? Die Erfahrung möge jeder selbst machen… Wir haben uns für eine gute Woche darauf eingelassen, haben 115 Kilometer Fußweg bewältigt, sind am 2. August wohlbehalten in Santiago de Compostela ankommen – und hatten jede Menge Spaß dabei gehabt! Und noch mehr: Wir durften uns in der großen Tradition aller Wanderer und Pilger wissen, die losgegangen sind, weil sie den inneren Drang verspürten aufzubrechen. Angefangen von Abraham und dem Volk Israel in der Bibel, über die mittelalterlichen Abenteuerer und Pilger bis zum modernen Sinnsucher. Pilgern ist etwas für alle! Wann machen Sie sich auf den Weg? Sie werden als anderer Mensch zurückkehren! In diesem Sinne: Buon Camino auf Ihrem Lebensweg!