„Was die Stadt zusammenhält!"Lebhafte Diskussionsrunde mit Vertretern aus Kirche und Stadt

von links nach rechts: Lissy Eichert, Harald Sommerfeld, Michael Krömer, Hans-Joachim Ditz, Christian Hanke, Ramona Pop

Lissy Eichert brachte es auf den Punkt: „Als Kirche haben wir eine Vermittler-Rolle.“ Die Neuköllner Pastoralreferentin war eine der fünf Teilnehmer der Podiumsdiskussion im Ökumenischen Zentrum Sankt Adalbert am 7. Mai 2014. Der Gesprächsabend fand im Rahmen der Reihe „Geist für die Metropole“ statt und wurde vom Projektteam Sankt Adalbert veranstaltet. Am Standort Sankt Adalbert und den angrenzenden gemeindeeigenen Gebäuden plant die Gemeinschaft Chemin Neuf den Bau eines Jugendklosters und eines ökumenischen Zentrums. Gesprächsabende wie dieser geben einen Eindruck davon, was künftig hier stattfinden wird.

Neben Lissy Eichert hatte das Projektteam Sankt Adalbert Harald Sommerfeld von der mitveranstaltenden ökumenischen Initiative „Gemeinsam für Berlin“ und – als Polizist unschwer an seiner Uniform zu erkennen-  Michael Krömer (Direktor beim Polizeipräsidenten) eingeladen. Außerdem gehörten zwei Gäste aus der Politik zum Podium: Christian Hanke, Bezirksbürgermeister in Berlin Mitte, und Ramona Pop, Berliner Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/DIE GRÜNEN - übrigens beide katholische Christen. Professionell und unterhaltsam moderiert wurde der Abend von Hans-Joachim Ditz, Geschäftsführer des ebenfalls mitveranstaltenden Ökumenischen Rats Berlin-Brandenburg.

Was die Stadt zusammenhält – mit diesem Thema beschäftigten sich die fünf Diskussionsteilnehmer. Und erarbeiteten zunächst die neuralgischen Themen: Die Flüchtlingsproblematik, die mangelnde Chancengleichheit bei Kinder und Jugendlichen, der Alexanderplatz als Ort, für den sich niemand so recht verantwortlich fühlt, Kirchenasyl und Obdachlosigkeit, Gentrifizierung und die rasend schnelle Veränderung in den Berliner Bezirken. Besonders die beiden Politiker bekannten Farbe: „Ich will keinen Bezirk Mitte, in dem die Armen in die Randbezirke gedrängt werden, weil sie sich die Mieten hier nicht mehr leisten können“, betonte Bezirksbürgermeister Hanke. Ramona Pop beobachtete kritisch die Zunahme von kommerziell genutzten Flächen im Bezirk Berlin Mitte und lobte in diesem Zusammenhang Projekte wie Sankt Adalbert: „Ein Ort, wo man etwas ausprobieren kann, der Menschen zusammenbringt, die sich sonst nicht treffen würden.“

Und schnell wurden Beispiele gelungenen gemeinsamen Handelns gesucht und gefunden: Harald Sommerfeld und Polizeivertreter Krömer erinnerten an eine Aktion, bei der Jugendliche aus Spandau und Polizisten eine Nachtwanderung gemacht hatten. Das Verhältnis der beiden Gruppen war vorher sehr problematisch gewesen, doch nach der gemeinsamen Aktion sei „der soziale Frieden wieder hergestellt gewesen“, so Sommerfeld. „Wir als Polizei sind Teil dieser Stadt“, ergänzte Krömer, „Wir müssen reden, aber auch zuhören.“

Lissy Eichert, die als Pastoralreferentin in Nord-Neukölln sowohl mit der Arbeit mit Flüchtlingen als auch mit Obdachlosen  betraut ist, stellte selbstkritisch die Frage, inwiefern Kirchengemeinden die Funktion eines „sozialen Kitts“ haben können. Und beantwortete sie gleich selbst: Ja – aber vor allem in Kooperation mit anderen. Obdachlosen Wohnung und Arbeit zu geben, sie zu behausen, sei wichtig, aber reiche oft nicht. Aber wenn man ihnen Zeit widme, dann könne das, was verletzt wurde, wieder heilen. Nicht selten höre sie in solchen Fällen: Ihr habt mir meine Würde wieder gegeben. Um das zu erreichen, brauche man viel Geduld – und gute Partner.

„Uns hält zusammen, dass wir Regeln haben“, so Bezirksbürgermeister Hanke. Eine starke Zivilgesellschaft müsse sich engagieren – und zwar milieuübergreifend. Nicht nur reden, sondern auch handeln müsse man, so die Meinung von Ramona Pop. „Etwas tun – und wenn das darin besteht, dass ich ein Blumenbeet vor meiner Haustüre anlege.“

Netzwerke bilden, Gemeinschaften stiften – das waren die Tipps von Harald Sommerfeld für besseren Zusammenhalt in der Stadt. Und Lissy Eichert fügte hinzu: „Als Kirche müssen wir die Stimme erheben und mutig im Dialog nach vorne gehen.“

Der Abend in Sankt Adalbert war der beste Beweis dafür, wie gut das gelingen kann.

<link http: www.sankt-adalbert.net>Weitere Informationen zum Projekt Sankt Adalbert

Nächster Termin der Gesprächsreihe „Geist für die Metropole“

14. Juni 2014, 19.30 Uhr, Sankt Adalbert, Torstr. 168, Berlin Mitte:

"Ein Leben für die Ökumene"

Ein Film von Silvère Lang mit anschließendem Gespräch zwischen Walter Kardinal Kasper, ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und Christian Krause, ehemaliger Vorsitzender des Lutherischen Weltbundes.

Moderation Dr. Joachim Hake.

Ein Abend in Kooperation mit der Katholischen Akademie Berlin.

Aus Anlass des 20. Jahrestages der Gemeinschaft Chemin Neuf in der Herz-Jesu-Gemeinde um 18.00 Uhr Abendlob und Empfang.