Weit mehr Flüchtlinge aufnehmen als bisherKardinal Woelki predigte am "Tag des Flüchtlings"

Berlin (KNA) Kardinal Rainer Maria Woelki tritt für eine weit umfassendere Aufnahme von Flüchtlingen ein. Wenn Deutschland zehntausenden Syrern und Afghanen helfe, sei dies nur "ein Hundertstel von dem, was die armen Nachbarländer leisten", betonte der katholische "Caritasbischof" am Freitag in Berlin.

"Könnten wir nicht ein Zehntel von dem leisten, was Pakistan oder die Türkei tun?", so Woelki in einem Gottesdienst zum "Internationalen Tag des Flüchtlings". Der Berliner Erzbischof leitet auch die Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz. 

Nicht im reichen Europa gebe es ein Flüchtlingsproblem, sondern in den armen Nachbarländern der Krisenregionen. "Diese Wahrheit verkünden wir zu wenig", betonte Woelki. Er kritisierte auch die deutschen Waffenexporte, die in einem "noch nie dagewesenen Umfang" erfolgten. Wörtlich fügte der Kardinal hinzu: "Und wir wundern uns dann, wenn einige Opfer von Gewalt an unsere Türen klopfen."

Woelki dankte den Helfern von Flüchtlingen etwa in der Kirchenasylbewegung. Ihr Engagement für Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, sei ein Segen. Es gebe den "Behörden Zeit zum Nachdenken". Auch die Mitarbeiter der mit staatlichen Stellen zusammenarbeitenden Härtefallkommissionen hätten in den vergangenen Jahren Hunderten von Notleidenden zu einem Aufenthalt verholfen, lobte der Kardinal.

Bei sehr vielen Kirchengemeinden sei aber "das Thema Flüchtlinge noch nicht angekommen", räumte Woelki zugleich ein. "Wir beschäftigen uns mit notwendigen Strukturreformen und sehen noch nicht genug, welch eine große Chance sich uns bietet, wenn wir uns - bewegt durch Gottes Geist - stärker den sozialen Aktivitäten widmen als bisher."

Ausdauerndes Engagement "gegen eine unmenschliche Flüchtlingspolitik und für mehr Barmherzigkeit und Gerechtigkeit" zahle sich jedoch aus, betonte Woelki. "Durch einen "langen Atem in der Politik" würden Flüchtlinge und Strafgefangene nun nicht mehr in gleichen Gefängnissen untergebracht, und die Zahl der Abschiebungshäftlinge in Berlin sinke.