Wenn alte Kirchen neu erblühenBundesgartenschau 2015 im Havelland bindet Gotteshäuser mit ein

Blick auf das BUGA-Gelände vom Turm St. Marien Andreas in Rathenow. Foto: Annette Kaiser, EKBO

Berlin (KNA) Noch stehen Gerüste im Kirchenschiff. Seit 1985 Teile des Dachs einstürzten, ist die Johanniskirche in der Innenstadt von Brandenburg an der Havel eine Ruine. Das Westwerk der Kirche fehlt, statt einer Wand sieht der Besucher den blauen Sommerhimmel. Im kommenden Jahr freilich wird neues Leben in dem alten Gotteshaus erblühen: Denn wenn ab dem Frühjahr 2015 in Brandenburg, Havelberg, Rathenow, Premnitz und dem Amt Rhinow die Bundesgartenschau (BUGA) stattfindet, soll die Kirchenruine als Blumenhalle genutzt werden.

Wo mehrere hundert Jahre lang Menschen ihre Hände zum Gebet falteten, geht es dann um Tulpen und Prärie-Enziane, Lorbeerrosen und Fuchsien. Aber auch um "Blüten und Blätter für ein Halleluja" oder die schönsten Taufgestecke Deutschlands. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) findet die Idee prima: "Für mich ist die Nutzung der Kirche als Ausstellungshalle ein Zeichen dafür, dass wir uns unseres kulturellen Erbes annehmen." Auf diese Weise sei es zumindest möglich, das Gebäude vor dem Verfall zu retten. Auch die Havelberger Sankt Laurentiuskirche ist eingebunden: Dort sollen ebenfalls Blumenschauen stattfinden.

Erstmals in ihrer Geschichte wird die BUGA nicht in einer Stadt, sondern einer Region stattfinden. Die gärtnerische Schau zieht sich dabei über 80 Kilometer entlang durch die Havelregion. Insgesamt erwarten die Veranstalter rund 1,5 Millionen Besucher. Der Geschäftsführer vom Brandenburger Tourismus-Marketing, Dieter Hütte, spricht von insgesamt rund 40 Millionen Euro, die im Umfeld der sechsmonatigen Ausstellung investiert würden. "Gartenschauen sind nicht nur Gartenschauen, Gartenschauen sind intensivierte Stadt- und Regionalentwicklungsprogramme", so Hütte. Städte würden modernisiert und Bahnhöfe saniert, wenn sich eine Gartenschau ankündige.

Im Havelland freilich läuft das größte Modernisierungsvorhaben schon seit vielen Jahren: Die Rede ist vom Dom zu Brandenburg, der in den 90er Jahren akut einsturzgefährdet war. Vor 849 Jahren war er auf den Burggräben einer mittelalterlichen Slawenburg errichtet worden. Mittlerweile sind jedoch die insgesamt 60 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Am 21. September werde das Gotteshaus mit einem feierlichen Oratorium wieder in Betrieb genommen, kündigte der Museumsleiter des Domstifts, Rüdiger von Schnurbein, an. Und pünktlich zur BUGA solle im Juni der 850. Geburtstag des Doms feierlich begangen werden.

Generell sehen die christlichen Kirchen in der Havelregion die BUGA als Chance, präsenter zu werden. So beteiligen sie sich vom 18. April bis zum 11. Oktober 2015 nicht nur an den BUGA-Standorten mit Angeboten. Insgesamt stehen in der Region 85 Kirchen, die mit eigenen Beiträgen Flagge zeigen. "Wir wollen mit unserem Engagement bei der BUGA dauerhafte Verbindungen schaffen", erklärt Angela Wuschko vom Projektbüro Kirche und BUGA 2015. So gibt es neben geistlichen Angeboten auch die "Kirchenwege im Havelland". Die insgesamt 548 Kilometer langen Pilgerwege sind Routen für Fußgänger, Fahrradfahrer, Boote sowie Autofahrer und verbinden die einzelnen Standorte der BUGA.