Zum Dank eine Hyazinthe Erzbischof Koch in Unterkünften für Flüchtlinge und Obdachlose

Foto: Caritas des Erzbistums Berlin

Berlin (KNA) Populisten wollen geflüchtete und obdachlose Menschen gegeneinander ausspielen. In Caritas-Einrichtungen hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Freitagabend gezeigt, dass ihm die einen wie die anderen am Herzen liegen.

Ahmed muss seiner jüngsten Tochter noch Mut zusprechen. Dann traut sich das Mädchen zu dem hohen Gast, um ihm eine rosafarbene Hyazinthe zu überreichen. Erzbischof Koch ist gerührt. Das hat er bei seinem Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft der Caritas in Berlin-Reinickendorf nicht erwartet.

Fast noch mehr bewegt ihn das Schicksal der Familie, das für viele andere stehen könnte. Vor zwei Jahren floh Ahmed, Vater von sechs Kindern, zunächst allein aus Syrien nach Deutschland. Vor acht Monaten konnte er endlich Frau und Kinder nachholen. Die Blumen sind ein Zeichen des Respekts für die erwiesene Hilfe, erklärt Ahmed. Er fühlt sich im "Haus vom Guten Hirten" in der Residenzstraße sehr wohl.

Die 2015 eröffnete Gemeinschaftsunterkunft hat derzeit 114 Bewohner, darunter 37 Kinder. Viele Familien, aber auch alleinstehende junge Männer haben dort eine Bleibe auf Zeit gefunden. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, andere aus Albanien, Afghanistan, Pakistan, Kosovo sowie dem Libanon und dem Irak. "Uns ist es wichtig, dass Sie da sind", versichert Koch in einer kurzen Ansprache. "Jeder ist ein Geschenk Gottes. Das gilt für Sie und auch für die, die hier arbeiten."

Die meisten seiner Zuhörer sind Muslime. Doch von einer feindseligen Haltung gegenüber Christen ist nichts zu spüren. "Sie sind dankbar für den Besuch des Erzbischofs", betont Christian Großer, der in der Sozialberatung des Hauses arbeitet. Es gehe seinen Schützlingen nicht darum, eine bekannte Persönlichkeit zu treffen. Ihnen sei wichtig, beachtet zu werden und einem Menschen zu begegnen, dem wie ihnen der Glaube an einen Gott wichtig ist.

Auch Florence Vettraino, die Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft, fühlt sich ermutigt durch den Besuch des Erzbischofs. Sie hofft darauf, dass er auch anderen Schwellenängste nimmt: "Vielleicht erreichen wir so ein paar mehr, denen wir klar machen können: Das sind nicht nur Flüchtlinge, sondern Menschen." Nach einem Rundgang durch das Haus mit vielen weiteren Gesprächen verabschiedet sich Koch. "Alle hoffen, dass sie bleiben dürfen", nimmt er als Eindruck mit. "Unsere Aufgabe ist es, sie zu begleiten - auch diejenigen, die irgendwann abgeschoben werden."

Gleich nebenan begegnet ihm ebenfalls große und doch ganz andere Not. Es ist eine Notübernachtung, die der Wohlfahrtsverband im Rahmen der Berliner "Kältehilfe" für Obdachlose betreibt. Von Anfang November bis Ende März kann sie bis zu 25 Männern täglich ein Abendessen und ein Bett für die Nacht zur Verfügung stellen, wie die Leiterin Jenny Kröger dem Erzbischof erläutert. Das Angebot wird gerne angenommen, nicht nur von Deutschen. Viele Gäste stammen aus Rumänien und Polen, einige auch aus Bulgarien, Portugal, Litauen und der Ukraine. 

Die Ankündigung, dass bei dem Besuch "Koch kocht", hat manchen neugierig gemacht. Die Küchenleitung übernimmt der ungewöhnliche Gast an diesem Abend zwar nicht, doch auch beim Tomatenschneiden für das Abendbrot und einer Tasse Pfefferminztee kann er mit Helfern und Gästen des Hauses ins Gespräch kommen.

Ihm werden die Unterschiede in beiden Einrichtungen deutlich. "Die Geflüchteten haben alle ein Ziel", resümiert Koch. "Die Menschen hier haben sich in ihrer Hilflosigkeit eingerichtet." Doch auch die Obdachlosen brauchen die Gewissheit, dass sie nicht alleine sind, ist sich der Erzbischof sicher: "Auch sie haben das Recht, dass ihre Würde als Mensch respektiert wird."