Berlin (KNA) Eine neue Wanderausstellung über die Katholiken in der DDR ist im Berliner Sankt-Hedwig-Krankenhaus (Große Hamburger Straße 5-11) zu sehen. Mit Schautafeln, Lesemappen, einer Hörstation und einem 164-seitigen Begleitband informiert sie dort bis 25. Juli über die "Ausgrenzung, Anpassung und Opposition" von Katholiken im SED-Staat. Anschließend wird die Schau in der Marienkirche in Frankfurt/Oder gezeigt. Konzipiert wurde sie vom deutsch-polnischen Verein "My Life - Erzählte Zeitgeschichte". Er will historische Aufarbeitung vor allem mit Hilfe von Einzelbiografien fördern.
Bei der Eröffnung lobte der stellvertretende Geschäftsführer der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Robert Grünbaum, die Ausstellung stelle das Thema zum ersten Mal eindrücklich auf publikumswirksame Weise dar. Geschäftsführerin Silvana Hilliger von der Dienststelle der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur würdigte das Projekt als herausragendes Beispiel lokaler Geschichtsaufarbeitung. Die Schau entstand mit Unterstützung beider Einrichtungen.
Der emeritierte Berliner Weihbischof Wolfgang Weider betonte, die katholische Kirche habe sich vom SED-Regime abgegrenzt, um eine Vereinnahmung zu vermeiden. Zugleich habe sie ihre Gotteshäuser wegen ihres Verständnisses des sakralen Raumes jedoch erst spät für oppositionelle Veranstaltungen geöffnet.
Der Trägerverein der Ausstellung will nach Aussage des Vorsitzenden Krzysztof Wojciechowski "biografisches Erzählen und Zuhören" fördern. Dabei solle die Schau eine Lücke der historischen Aufarbeitung schließen, indem auch die Erinnerungen nichtprominenter Zeitzeugen zur Sprache kommen, so die Projektverantwortliche Helga Grune. Regionalgeschäftsführer Alexander Grafe von den Alexianer Sankt Hedwig-Kliniken Berlin sagte, das kirchliche Krankenhaus sei selbst ein historischer Ort für DDR-Katholiken. Dort seien während der SED-Herrschaft zahlreiche Regimegegner beschäftigt worden.