Die bevorstehende Weihe des Erzbistums an die Heiligsten Herzen wurde auch durch verschiedene Eingaben beim Erzbischof angeregt. Ein Brief kam von Diakon Raimund Rösler, der hier über seine Beweggründe spricht.
Wie kamen Sie auf die Idee mit der Marienweihe?
Der Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang des Jahres, die uns alle aufs Äußerste herausgefordert hatte, hat dazu beigetragen, dass viele Bischöfe der Welt am 25. März, dem Fest der Verkündigung des Herrn, zur Weihe ihrer Ortskirchen an das Unbefleckte Herz Mariens aufgerufen haben. Die Entscheidung der Bistümer Augsburg und Passau, ihre Diözesen dem Herzen Jesu und dem Herzen der Gottesmutter Maria zu weihen, hat mich ermutigt, einen Brief an unseren Erzbischof zu schreiben mit der Frage, ob solch ein bedeutender Akt der Weihe auch in unserem Erzbistum möglich wäre. Mitte Juni haben wir dann die gute Nachricht bekommen, dass unser Erzbischof Heiner Koch aus Anlass des 90-jährigen Bestehens des Bistums unsere Diözese am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens weihen wird.
Warum ist eine Weihe an die Herzen Jesu und Mariens sinnvoll? Was bedeutet sie für Sie konkret?
Die Weihe des Erzbistums an die Herzen Jesu und Mariens ist ein bedeutender öffentlicher Akt der Hingabe und des besonderen Vertrauens der gesamten Kirche unserer Diözese mit all unseren Sorgen und Krisen. Wir können Jesus und Maria unsere Erwartungen, Wünsche und Anliegen unserer Familien, Kinder, Senioren, Kranken und Alleinstehenden ans Herz legen. Wenn auch die Gebetsanliegen bei der Weihe weitgehend auf die Corona-Krise zurückzuführen sind, ist darüber hinaus die bevorstehende Feier eine hervorragende Gelegenheit, unsere Beziehung zu Gott und letztendlich auch zu den Mitmenschen auf den Prüfstand zu stellen. Das Herz Jesu stellt für uns eine kostbare Inspiration dar, wie wir unser Herz nach seinem Vorbild verwandeln können. In der Herz-Jesu-Litanei (Gotteslob Nr. 564) versuchen wir manche Merkmale dieses göttlichen Herzens zu beschreiben und zu besingen. Maria ist für uns ein Beispiel der vollkommenen Hingabe. Sie ist von Gott und seiner Botschaft so fasziniert, dass sie bereit ist, in jeder Lage Gott ihr „Ja“ zu sagen. Maria hat ihr Herz nach dem Herzen ihres Sohnes geformt. Dieses trug sie zuerst neun Monate unter ihrem Herzen und dann begleitete sie ihren Sohn sein Leben lang. Maria stellt sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse zurück, um auf ihn, auf Jesus zu deuten. So ist sie auch heute unsere Fürsprecherin bei ihrem Sohn. Wenn wir zu ihr und mit ihr beten oder unsere Anliegen ihr anvertrauen, erweist sie ihre mütterliche Liebe, durch ihre Ausrichtung auf Gott, so dass, wenn wir Maria ehren, wir auch immer Gott selbst ehren.
Wie werden Sie die Weihe an die Herzen Jesu und Mariens in Ihrer Gemeinde inhaltlich und liturgisch begleiten? Wird es analog zur zentralen Veranstaltung auch Angebote bei Ihnen vor Ort geben?
In den beiden Gemeinden, St. Joseph in Rudow und Bruder Klaus in Britz, in denen ich schwerpunktmäßig eingesetzt bin, versuchen wir seit der Bekanntgabe des Weihetermins einige Akzente bezüglich der persönlichen und gemeindlichen Vorbereitung auf diesen Weiheakt zu setzen. Die Gemeindemitglieder wurden auf die persönliche geistliche Vorbereitung im Gebet sensibilisiert. Gemeinsam beten wir in unseren Kirchen regelmäßig die Herz-Jesu- Litanei. Und in der Woche vor dem Weihetag wird in den jeweiligen Gemeinden eine Andacht unter anderem mit den uns vom Erzbischöflichen Ordinariat zur Verfügung gestellten Materialien gehalten. Am Tag der Weihe werden wir in der Eucharistiefeier das Weihegebet gemeinsam sprechen. Außerdem werde ich in den sieben Senioreneinrichtungen, die ich seelsorgerisch betreue, sobald die Corona-Umstände es erlauben, das Weihegebet gemeinsam mit den Bewohnern sprechen. Ich hoffe, dass einige persönliche und gemeindliche Überlegungen und gute Vorsätze, die im Bezug auf die Weihe entstanden sind, auch langfristige Früchte tragen werden. In diesem Zusammenhang beabsichtigen wir zum Beispiel einmal im Monat am Sonntagnachmittag eine eucharistische Anbetung einzuführen, um vor dem eucharistischen Christus im Gebet zu verweilen, um ihm unsere Sorgen und Freuden anzuvertrauen und sich von ihm und seiner Liebe inspirieren zu lassen. Denn er hat selbst im Matthäusevangelium (11,29) gesagt: „Ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“
Welche spirituellen Akzente erhoffen Sie sich von der Zeremonie?
Die bevorstehende Zeremonie der Weihe des Erzbistums ist zweifellos ein öffentliches, gemeinsames Bekenntnis, mit dem wir unseren Glauben vor der Welt bezeugen. Ich sehe dabei aber auch eine ideale Chance, sich mit einem neuen Schwung persönlich als Christ bewusst und entschieden für Gott zu bekennen. Die Weihe bestärkt mich in meinem Gottvertrauen und ermutigt mich, wichtige Entscheidungen in meinem Leben zu treffen. Entscheidungen, die mir dabei helfen, in einigen Ecken und Bereichen aufzuräumen oder neue Akzente zu setzen. Der Begriff des „sich Weihens“ regt zum Engagement an, sich einer bestimmten konkreten Sache zu widmen, persönlich Zeit und Kraft für andere zu opfern. Den Akt der Weihe verstehe ich auch als Ermutigung, mein Mühen daran zu setzen, mehr Herz und Herzlichkeit in meinem Alltag, in meiner Familie und meinen Beruf zu bringen. Aber auch mehr Herz und Liebe in meiner Beziehung zu Gott. Jeder von uns ist eingeladen, in diese Beziehung mehr zu investieren. Die Weihe ist auch eine Möglichkeit zu einer vertieften Reflexion über mein geistliches Leben. Es gibt sicher viele Möglichkeiten, sich anlässlich der Weihe des Erzbistums an die Herzen Jesu und Mariens etwas Besonders vorzunehmen. Aus Erfahrungen wissen wir aber leider, dass man nach den Feierlichkeiten die guten Vorsätze im Alltag wieder vergisst. Die Gefahr besteht umso mehr, wenn man die Vorsätze nicht ernsthaft verfolgt und auf konkret eingeplante Schritte verzichtet. So wünsche ich uns allen eine besinnliche Vorbereitungszeit auf dieses bedeutsame Ereignis unseres Bistums, damit sich die Feierlichkeiten dann auch nach dem 15. August segensreich auswirken.