Beruf: Religiöser Eventmanager

Foto: Goritzka

Er ist herumgekommen. Geboren ist Gregor Ploch in Polen, erwachsen geworden ist er am Niederrhein. Nach einer Zeit in Wien wechselte er jetzt nach Zinnowitz: Der neue Referent für religiöse Bildung von St. Otto im Porträt.

„Hier in der Diaspora ist es eine völlig andere Art zu arbeiten“, meint Gregor Ploch. Seit 2015 ist er in der Familienferien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz auf Usedom Referent für religiöse Bildung, „religiöses Eventmanagement“, wie er es schmunzelnd nennt. Ende Juli, Anfang August, ist die Zeit mit der höchsten Arbeitsdichte in St. Otto für ihn, denn die Religiösen Kinderwochen finden statt: Sechs Wochen, drei Durchgänge, hunderte Kinder aus dem ganzen Erzbistum, die zusammen ihren Glauben an der Ostsee erleben und stärken. Neben vielen Hausveranstaltungen, der Unterstützung von Gruppen, die die Ferienstätte nutzen, und den Bistumsjugendtagen, die hier seit 2000 stattfinden, ist die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung für den aus Oberschlesien stammenden Katholiken seine Hauptaufgabe als Referent für religiöse Bildung. „Dazu gehören sowohl der Aufbau des Teams, die Schulung der ehrenamtlichen Gruppenleiter und Helfer, als auch die Sicherstellung der Finanzierung“, erzählt der 40-Jährige, der vorher in der Jugendseelsorge der Erzdiözese Wien tätig war.

Man kann problemlos etwas Neues wagen.

„Ich wollte mehr aktiv arbeiten, nicht nur verwaltend. Da bot sich die Ausschreibung der Referentenstelle hier vor Ort an“, ergänzt er. Die Veränderungen dann von Wien nach Zinnowitz an die Ostsee waren dennoch außergewöhnlich, wie er bestätigt. Seine Arbeit auf der Insel Usedom sieht er als Chance: „In Wien und Umgebung gibt es eingestampfte Strukturen, neue Akzente stießen schnell auf Widerstand. Hier sind die Menschen lange Wege gewöhnt, ihr Wille, ihren Glauben zu leben, ist da und die, die da sind, sind sehr engagiert.“ Das erlebt er auch in der Gemeinde Usedom, die mit Greifswald und Wolgast-Anklam einen neuen Pastoralen Raum bilden wird. „Die kleine Gemeinde hier ist durchaus präsent und man kann auch problemlos etwas Neues wagen“, berichtet er weiter. Deshalb engagiert er sich nicht nur in seiner Tärigkeit als Bildungsreferent, sondern auch in der Gemeinde selbst: Er ist Mitglied der Pfarrgemeinde und durch seine Arbeit in der Nordjugendseelsorgekonferenz tätig. „Es gibt zum Beispiel seit über 20 Jahren Vereinbarungen mit zwei polnischen Gemeinden, die nicht richtig aktiv genutzt wurden“, erzählt Gregor Ploch, der gut polnisch spricht, da er in Oberschlesien aufgewachsen ist und die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. 1990 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland: „Mein Vater war Bergmann und wollte am Niederrhein beruflich weitermachen.“ Der Wechsel aus Polen nach Deutschland war für den jungen Gregor ein Kulturschock. „Die Schulzeit war schon sehr streng in Polen, die eher legere Atmosphäre in der westlichen Schule war erstmal ein Schock“, erzählt er heute.

Nähe von St. Otto nach Polen als Chance sehen

Auch im Glauben erlebte er eine völlig andere Welt, obwohl Westfalen damals noch deutlicher katholisch geprägt war. „Es war dennoch anders. Hier merkte man schnell den Einfluss des kühlen rationalen Protestantismus. Polnischer Glaube ist gefühlsbetont: Man glaubt eher mit dem Herzen als mit dem Verstand“, versucht der Theologe und Kirchenhistoriker seinen Glauben zu erklären. Deshalb hat er auch Verständnis für polnische Mitbürger, die nach Deutschland ziehen, um hier zu leben und in Polen zu arbeiten, und sich erstmal nicht aus Glaubenssicht integrieren: „Integration in die deutschen katholischen Gemeinden braucht Zeit.“ Dennoch sieht er die Nähe von St. Otto zu Polen als Chance für die Usedomer Gemeinde und steht gerne auch als Vermittler bereit. Für die Familienferien- und Begegnungsstätte wünscht er sich, dass das katholische Profil bestehen bleibt. „Das Haus hat sich zu einem hochprofessionellen Hotelbetrieb entwickelt. Das kleine pastorale Team, das noch aus einem Pfarrer, den beiden Ordensschwestern und mir besteht, läuft nebenher“, berichtet Gregor Ploch. Das christliche Profil gehöre aber zur über 100-jährigen Geschichte, deshalb: „Der seelsorgerische Bereich muss in den Vordergrund gestellt werden.“ Wie dies ab November ohne einen Priester vor Ort gelingen kann, ist Gregor Ploch noch unklar, denn schon jetzt stößt das katholische Angebot an zeitliche und organisatorische Grenzen.