Christlicher Glaube ist kein Kuscheltier

Dominikanerpater Cappabianca auf einem Podium mit Wilfred Josue und Karen Siebert (von rechts). | Foto: Walter Plümpe

Prominente Podiumsteilnehmer locken häufig viele Zuschauer an. Dass eine plötzliche Absage bekannter Namen einer Veranstaltung dennoch nicht schaden muss, zeigte die Berliner Studentengemeinde.

„Seid laut! – Wie politisch ist das Christentum?“ war das Thema eines Diskussionsabends in der Katholischen Studentengemeinde in Berlin. Da es der abgewandelte Titel eines Buches („Seid laut! Für ein politisch engagiertes Christentum“) des Würzburger Studentenseelsorgers Burkhard Hose ist, war dieser auch auf das Podium geladen worden. Leider musste er wegen eines Unfalls auf der Fahrt ebenso kurzfristig absagen wie seine prominente Gesprächspartnerin, die Grünenpolitikerin Claudia Roth.

Wie sollte man mit diesen unglücklichen Umständen umgehen? Alle Studenten und Gäste nach Hause schicken? Studentenpfarrer Max Cappabianca hatte eine bessere Idee und bat Wilfred Josue vom Gemeinderat und Referentin Karen Siebert aufs Podium. Schnell entspann sich ein lebhafter Gedankenaustausch. In einem Punkt war man sich schnell einig: Der christliche Glaube ist kein Kuscheltier und das Kreuz kein Wahlkampfsymbol. Aber ob das Kreuz dennoch in Gerichtssälen und Amtsstuben hängen sollte, darüber gingen die Meinungen doch weit auseinander. „Es muss hinter dem Zeichen auch eine Haltung stehen“, brachte es ein Student auf den Punkt.

Weder raushalten noch vereinnahmen lassen

Josue zitierte aus dem Buch von Burkhard Hose die Ermahnung aus dem Mund von Politikern christlicher Parteien: „Kümmern Sie sich mal lieber um das Seelenheil Ihrer Schäfchen und überlassen Sie uns die Politik!“ Sich als Christen nur um innerkirchliche Belange kümmern? Ein solcher Rückzug aus der Politik wurde ebenso einhellig abgelehnt, wie ein Instrumentalisieren christlicher Werte für politische Ziele.

Vielfach wurde appelliert, die Mitwelt nach christlichen Werten im Sinne von Toleranz für andere Meinungen mitzugestalten. Jesu Rat „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“ könne dabei durchaus Richtschnur sein. „Man kann kein Christ sein, ohne Verantwortung zu übernehmen“, fasste Pater Max den Diskussionsabend zusammen. „Setzt euch ruhig laut gegen Friedensfeinde ein!“ war das Schlusswort des Moderators nach zwei Stunden, in denen in klaren Worten bestehende Machtverhältnisse infrage gestellt wurden und eine neue, gerechtere Gesellschaftsordnung gefordert wurde – auch ohne Prominenz.