Berlin. Bei einem Ghana-Besuch lernte Uta Slotosch viel über Afrika. Insbesondere, dass die Hospizarbeit, in Deutschland gut organisiert, in Ghana in den Kinderschuhen steckt. Im Interview erzählt sie von Father Bobby, der das erste Hospiz in Ghana bauen will.
Frau Slotosch, Sie waren Anfang des Jahres sechs Wochen in Ghana – wie sind dort die Lebensbedingungen?
Die sind für den normalen Ghanesen sehr einfach, auch wenn es wahrscheinlich besser ist als in anderen afrikanischen Ländern. Wasser und Strom gibt es häufig, aber nicht regelmäßig.
Welche Begegnungen in Ghana haben Sie besonders geprägt?
Besonders die mit den Steyler Missionsschwestern, bei denen ich gelebt habe, und die mit Diözesanpfarrer Monsignore Alex Benson, von allen „Father Bobby“ genannt. Dieser wunderbare Mensch lebt sein Leben für andere.
Wie sieht das aus?
Er begegnet jedem Menschen mit Liebe und sieht die Not von armen, aber auch von reicheren Leuten – zum Beispiel bei Beerdigungen die von Trauernden. Bei Kranken spielt es erstmal keine Rolle, ob reich oder arm, wobei die Armen mehr Probleme haben. Er sieht die Probleme, weil er den Menschen mit Liebe und Achtung begegnet. Und dann denkt er sich aus, wie er die Probleme beheben kann. Er ist ein Organisationstalent und er kann mit hierarchisch Höherstehenden gut kommunizieren, hat auch viele einflussreiche Freunde. Ich habe auf Beerdigungen gesehen, dass er auch mit Politikern gut umgehen kann. Aber vor allem mit Sterbenden und Kranken geht er sehr liebevoll um.
Aktuell engagiert sich Father Bobby sehr für die Sterbenden.
Father Bobby hat bereits für die Aidskranken vor Ort ein Aidshaus gebaut. Denn die Aidskranken werden aus ihren Familien ausgestoßen. Er hat dort gesehen, wie groß die Not der Sterbenden ist, und hat sich informiert, wie man in der westlichen Welt mit Sterbenden umgeht. Dabei ist er auf den Hospizgedanken gekommen. Jetzt wird er ein Hospiz bauen. Das Grundstück ist bereits gekauft – alles mit Spenden.
Wie ist der aktuelle Stand?
Die Bodenplatten sind gelegt und die Arbeiten gehen, wie ich kürzlich erfahren habe, jetzt weiter. Immer wenn Father Bobby Spenden hat, kann er weiterbauen. Es werden 24 Einzelzimmer, jeweils mit Waschmöglichkeiten, entstehen. In jedem Zimmer wird ein Bett stehen, das hoffentlich den Anforderungen entspricht – je nach Spendenvolumen. Dass die Menschen in Betten liegen und es bequem und komfortabel haben, ist in Ghana überhaupt nicht normal, schon gar nicht für die Armen.
Warum benötigt Father Bobby Hilfe aus Deutschland?
Er braucht Hilfe von überall, wo Menschen über Geld verfügen – denn die ghanaische Regierung findet das Projekt zwar ganz toll, sagt auch, dass sie es unterstützt und war mit einer Ministerin bei der Grundsteinlegung vertreten. Aber sie gibt kein Geld.
Warum tut Father Bobby das?
Er sieht in der Bibel, in Matthäus 25, für sich vorgegeben, dass man den Menschen helfen soll. Er hat das dringende Bedürfnis, danach zu leben und findet viele Begeisterte. Er hat Mutter Teresa einmal getroffen, sie hat ihm die Wegrichtung seines Lebens vorgegeben.
Sie werden in Deutschland für die Hospizarbeit ausgebildet. Was unterscheidet die Arbeit in Deutschland und in Ghana?
Ganz einfach, in Deutschland gibt es Hospizarbeit, in Ghana nicht. Father Bobby will das erste Hospiz in Ghana bauen. Bislang gibt es Palliativstationen, aber es existiert noch kein System. Hier ist alles wunderbar organisiert, wir bekommen bei der Caritas eine Rundum-Ausbildung.
Hinweis: Am 26. August, 18 Uhr, gibt es in der Gemeinde Vom Guten Hirten (Malteserstraße 171, Berlin-Marienfelde) einen Begegnungsabend mit Father Bobby, bei dem er von seiner Arbeit berichtet. Am 28. August kann man Father Bobby gleich zweimal erleben: 10 Uhr in der St.-Hedwigs-Kathedrale und ab 13 Uhr beim Gottesdienst der ghanaischen Gemeinde in St. Michael (Waldemarstraße 8-10, Berlin-Kreuzberg).