Es muss nicht immer das Auto sein: In zwei Tagen kommt auch der untrainierte Wanderer zu Fuß vom Berliner Stadtrand zum Benediktinerinnenkloster Alexanderdorf. Unser Autor hat es ausprobiert.
„Koof dir mal ein Rad, dann musste nich so vielle lofen“, ruft in seinem Berliner Dialekt ein scheinbar lustiger Mann mit Schnauzer und Basecap von seinem Drahtesel zu, als er an uns vorbeistrampelt.
Auch andere Menschen reagieren auf die Wanderer mit Stock und Rucksack durchaus kommunikativ. „Guten Tag“, „Schöne Tour“ und sogar ein „Ola‘“ hörten wir auf der Pilgertour in das Benediktinerinnenkloster Alexanderdorf. Da wir keine geübten Wanderer sind, entschlossen wir uns mit der S-Bahn an den Stadtrand, nach Königswusterhausen zu fahren, um von hier zum Kloster zu starten. Mit einer Übernachtung in Zossen, was etwa auf der Hälfte der Strecke liegt, wollten wir die gut 30 Kilometer schaffen.
Die ersten sieben Kilometer ging es immer am Nottekanal entlang, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts den Mellensee, Zossen und Mittenwalde verbindet. Seine heutige touristische Nutzung ist auch für Fahrradfahrer von Vorteil. Leider nicht auf der Gesamtlänge, denn zwischen Mittenwalde und Zossen muss man auf neu asphaltierten Fahrradweg ausweichen. Das ist immer noch besser als die letzten Kilometer bis zum Kloster, wo nur der weiße Randstreifen bleibt.
Zwischen Bärlauch und Birkenpollen
Es gibt auf dem Weg zum Kloster Alexanderdorf viel zu sehen, riechen und schmecken. Je nach Jahreszeit duften die knallgelben Rapsfelder oder der lila Flieder am Wegesrand. Auch der wilde Bärlauch oder Birkenpollen stieg uns Pilgern – die von Zeit zu Zeit ein Lied aus dem „Gotteslob“ oder ein „Ave Maria“ anstimmten – immer wieder in die Nasen. Kleine Tische und Bänke laden hier und dort zu Rast und Brotzeit ein. Unterwegs sieht man allerlei Tiere: Libellen, Störche, Reiher, Greifvögel, wie den Roten Milan, Eidechsen, manchen Hasen und Rehe und wer Glück hat, sogar den blau-bunt schillernden Eisvogel. Am Wegesrand schnattern Gänse. Es muhen auf grünen Wiesen kleine Kälber, blöken Schafe, und Ziegen meckern fröhlich drauflos. In einiger Entfernung von der Straße laufen auf einer kleinen Farm sogar Strauße.
Auch Zeugnisse der Geschichte sahen wir auf dem Wanderweg, wie die Denkmäler aus der Zeit der deutsch-französischen Kriege 1870/71, des Ersten oder Zweiten Weltkrieges und sowjetische Soldatengräber. Neben schönen Prachtvillen aus dem 19. Jahrhundert kann man auch verfallene Bauernscheunen, morbide historische Friedhöfe oder Reste ehemaliger Militärkasernen entdecken.
Geistliche Auszeit im Süden von Berlin Auf einem ehemaligen Gutshof hinter einer gelblich-roten Backsteinmauer leben, beten und arbeiten heute noch über 20 Nonnen. Hier verbrachten wir mit den Schwestern und anderen Gästen die nächsten zwei Tage bei den Stundengebeten. Dann folgt die Heimreise, aber den ganzen Weg zurück liefen wir dieses Mal nicht. Ein Fußmarsch von 5 – 6 Kilometern bis zur nächsten Bushaltestelle blieb dennoch.
Eine geistliche Auszeit im südlich von Berlin zwischen ausgedehnten Wäldern, Seen und weiten Feldern gelegenen Benediktinerinnenkloster Alexanderdorf lohnt zu jeder Jahreszeit – besonders im Frühsommer, wenn die Natur ihre Pracht entfaltet und man beim Laufen ihre Farben genießen kann, ist die Pilgertour zu Fuß etwas Besonderes Infos zum Kloster: Angekommen:
Die Pilger haben Alexanderdorf erreicht.