Den Schwestern auf der SpurLiebfrauenschule wird 90 – Schülergruppe nutzt Projektwoche zum Pilgern, Beten und Arbeiten

Hier wird fleißig dokumentiert: Rebecca filmt das Interview, das Victoria mit Schwester Johanna führt. Foto: Cornelia Klaebe

Die Liebfrauenschule wird 90 Jahre alt. Mit einer Projektwoche vor den Ferien bereiten Schüler und Lehrer sich auf das Jubiläum im September vor. Eine Gruppe ist mit Fußwallfahrt und Ora-et-Labora-Tagen der Lebensweise der Schwestern Unserer Lieben Frau auf der Spur.

Martin ist zufrieden: „Ich hatte kein Projekt gewählt und wurde deshalb diesem zugeteilt. Aber es war die richtige Zuteilung.“ Auch Levi ist glücklich: „Das mit dem Laufen habe ich erst später mitbekommen – aber jetzt ist es auch okay.“ Martin und Levi sind zwei von 30 Schülern der achten bis elften Klasse der katholischen Schule Liebfrauen in Berlin-Charlottenburg, die in der Projektwoche eine ungewöhnliche Zeit erleben: In Zelten schlafen in der Nacht, am Tag laufen oder arbeiten. Und viermal am Tag ist Gebetszeit. „Wir wollen einen Bezug zu den Wurzeln der Schule herstellen, die seit 1926 von Schwestern Unserer Lieben Frau geleitet wurde und bis heute von ihnen geprägt ist“, erklärt Lehrer Michael Kolbe. „Ora et Labora“, beten und arbeiten, ist daher das Motto der Woche. Am Montag ist die Gruppe 23 Kilometer gewandert, um das Basislager in Märkisch Wilmersdorf, den Achor-Hof, zu erreichen.

Aufgabe: Eine Grube für einen 2000-Liter-Tank

Der unter Denkmalschutz stehenden Hof, der dem Achor- Verein als Ort für spirituelle Begegnung und Begleitung, Gottesdienste und Anbetung dient, bietet Platz für Zelte zum Schlafen und sinnvolle Betätigung: Das dortige Haus der Stille hat bisher als Ablauf für Regenwasser nur eine Grube zur Verfügung. Damit der Niederschlag künftig fachgerecht abfließen und auch zur Bewässerung des weitläufigen Gartengeländes genutzt werden kann, soll hier ein 2000-Liter-Tank in der Erde versenkt werden. Am Dienstag haben die Schüler sich nicht von dem ungewohnten Fußweg ausgeruht, sondern an einem Arbeitstag viel geschafft: Eine Gruppe hob die Grube weiter aus. Eine weitere legte Gießringe für die Bewässerung um Bäume. Während andere in einem meditativen Kunstprojekt für das Jubiläum töpferten oder als „Spiritualitäts- Gruppe“ die Gebetszeiten vorbereiteten, hielt eine Dokumentations- Gruppe mit Fotos und Video das Geschehen fest. Heute, am Mittwoch, ist wieder laufen angesagt. Aber keiner der Schüler beschwert sich über erneute zehn Kilometer zum Kloster Alexanderdorf – auch die nicht, die vom Montag Blasen an den Füßen haben. „Mit der Anmeldung haben sich die Schüler bereiterklärt, mitzuwirken und ihre Fähigkeiten einzubringen“, erklärt Kolbe. Auch verzichten sie auf elektronische Medien. „Ich merke, dass es gut ist, einmal nicht in jedem freien Moment aufs Handy zu schauen“, erklärt Elftklässler Martin eine neue Erkenntnis. Drei Stunden laufen die Schüler nach Alexanderdorf, um dort am Mittagsgebet teilzunehmen. Der Gesang der Psalmen, das Aufstehen und Verneigen zum „Ehre sei dem Vater“, ist den Jugendlichen sichtlich neu. Aber Stille und respektvolles Zuhören scheint ihnen nicht fremd. „Bei uns beginnt der Unterricht jeden Tag mit einem Morgengebet“, erzählt Englischlehrerin Andrea Ulrich.

Ins Kloster? Ich könnte mir das nicht vorstellen“

Auch beim Gespräch mit Schwester Johanna zeigen die Schülern Interesse: „Wie kommt man als junger Mensch dazu, ins Kloster zu gehen?“, fragt Simon. „Ich könnte mir das in meiner Lebensphase nicht vorstellen.“ Andere fragen: „An meiner Grundschule waren auch Ordensschwestern, aber sie sind weggegangen. Haben Sie auch Nachwuchsprobleme?“ „Wie war das in der Zeit der DDR? Gab es da Repressionen?“ Schwester Johanna beantwortet alles. Dann steht sie bereit für das Video-Interview, das Rebecca und Victoria von der Dokumentations- Gruppe mit ihr führen wollen. Anschließend machen sich die Schüler auf den Rückweg zum Achor-Hof. Dort wartet ein weiterer Arbeitstag, und am Freitag die Wanderung zurück zur Schule – bereichert um die Erfahrung einer Woche in Gemeinschaft.

Zum Hof: www.achorverein.de