Dosenwerfen im Rollstuhl

Foto: privat

Kurz vor den Ferien leisteten die Schüler der Katholischen Theresienschule beim „Heute-ein-Engel-Tag“ Dienste an Menschen oder der Allgemeinheit. Eine Schüler-Autorin war mit ihrer Klasse im Seniorenstift Prenzlauer Berg.

Die einzelnen Stationen waren schon von den Betreuern aufgebaut worden, als wir alle pünktlich im Seniorenheim eintrafen. Jede Gruppe wusste, wo ihr Stand war, da wir am Donnerstag schon einmal hier waren und uns alles gezeigt wurde. So richtig konnten wir uns eine Sportolympiade mit alten Leuten immer noch nicht vorstellen. Wir rätselten, wie weit man den Abstand zwischen der Dosenpyramide und dem Bewohner wählen sollte, damit die Umfallquote zwar hoch ist, es aber trotzdem noch einen gewissen
Schwierigkeitsgrad hat. Bei den weiteren Stationen wie ,,Slalom laufen“ oder ,,Ringe werfen“ blieben
wir auch eher skeptisch.

Schön zu sehen, wie motiviert alle waren

Schon nach kurzer Zeit kamen die ersten Bewohner langsam mit dem kleinen Aufzug neben der Treppe zum Hof hinuntergefahren und einige Schüler brachten sie zu den einzelnen Stationen. Es wurden noch schnell die Kegel der Station ,,Softbowling“ und die Büchsen bei der Dosenwerfstation aufgestellt, die umgekippt auf dem Boden lagen, nach ein paar wilden Testwürfen unserer Klasse, dann ging es auch schon los.

Eine Frau am Rollator flitzte schon zu einer anderen Station als die alten Damen an der Station
,,Dosenwerfen“ noch über die Reihenfolge für das Werfen diskutierten. Man sah, wie stolz die Dame
im Rollstuhl war, als sie beim zweiten Versuch alle Dosen der einen halben Meter entfernten Dosenpyramide traf und somit bis dahin die Beste war. Es war so schön zu sehen, wie alle so motiviert dabei waren und richtig ehrgeizig wurden. Man sah ab und zu ein paar beleidigte Gesichter, wenn ein paar Senioren gemerkt haben, dass ein anderer besser war. Als offiziell angesagt wurde, dass das Sportfest losgehe, zeigte mir eine Frau schon ihren Laufzettel und sagte, dass sie fertig sei.

Sie strahlte mich dann auch noch mehrmals an und sagte, dass sie die Allererste war. Ich ging von Station zu Station und guckte mir fröhlich die motivierten Senioren an. Am tollsten fand ich die Station mit dem Slalomlaufen. Eine noch sehr fitte Dame stand schon auf der Startlinie um loszurennen, da kam doch noch ein sympathischer Pfleger und hakte sich bei ihr ein. Zu zweit rannten sie dann den Parcours, immer gegenseitig anfeuernd und Witze machend. Die Betreuer rasten auch mit den Rollstuhlfahrern um die
Markierungen und alles immer fröhlich und gut gelaunt.

Schüler tanzten mit Senioren

Während des ganzen Festes half uns immer ein nettes Team von Mitarbeitern, welche die Senioren von Station zu Station brachten. Oft saßen einzelne Senioren alleine herum und wirkten uninteressiert oder sagten, sie wären zu alt für Sport. Aber wenn man sie überredete mitzumachen, waren sie sofort dabei und hatten Spaß. Grundsätzlich hatte ich die ganze Zeit einen sehr positiven Eindruck von der Seniorenresidenz, der auch aus den vielen Gesprächen mit den Bewohnern hervorging. Die Betreuer kümmern sich gut um die Leute und sie haben immer ein Programm für die ganze Woche.

Nachdem das Sportfest beendet war, gaben alle ihre Laufzettel mit den gesammelten Punkten ab und setzten sich auf die weißen Plastikstühle, um sich nun unsere einstudierte Cha-Cha-Cha-Choreographie anzuschauen. Obwohl es nicht perfekt ablief, ernteten die Tänzer viel Beifall. Danach tanzten wir noch gemeinsam, Schüler und Senioren, was auch sehr gut bei allen ankam. Um 12.00 Uhr gab es Mittagessen und wir wurden eingeladen, mitzuessen. Das Essen war gut und nachdem wir noch eine kurze Auswertung mit unserer Klassenlehrerin gemacht haben, stellten wir unseren mittgebrachten Kuchen für ein Buffet auf Tische im Hof.

Über den von uns selbst gebackenen Kuchen haben sich natürlich sowohl die alten als auch
die jungen Leute sehr gefreut und eine Dame hat sogar von einem Käsekuchen drei Stück gegessen.
Währenddessen hat uns ein ehemaliger Mathematiklehrer etwas über sein Leben erzählt. Er war früher in russischer Kriegsgefangenschafft und verlor seine gesamte Familie während des Krieges. Trotzdem machte er seinen Doktor in Philosophie und unterrichtete an der Humboltuniversität.

Er erzählte auch, wie sehr er die klassische Musik mochte und dass wir gerne seine Alben für Musikprojekte ausleihen könnten. Obwohl er das alles sehr langsam beschrieb, war es trotzdem schön ihm zuzuhören. Es war wirklich ein schöner Tag, den ich gerne wiederholen möchte! Alle Senioren hatten sich immer wieder über jede kleine Geste gefreut und waren so dankbar, dass man wirklich mit einem schönen Gefühl nach Hause gegangen ist.